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EU-Kommission: Brexit-Verhandlungsfrist sehr knapp

Spekulationen, Boris Johnson könnte noch von seinem harten Brexit-Kurs abrücken, dürften weitgehend beendet sein. Nun deutet sich an, dass er noch nicht einmal auf Verlängerung spielt - und macht der EU-Kommission große Sorgen.

Boris Johnson im Wahlkampf
Boris Johnson im Wahlkampf. Foto: Ben Stansall/AFP POOL/AP/dpa
Boris Johnson im Wahlkampf. Foto: Ben Stansall/AFP POOL/AP/dpa

Straßburg (dpa) - Die EU-Kommission zeigt sich besorgt über die kurze Verhandlungsfrist für einen Partnerschaftsvertrag mit Großbritannien nach dem Brexit.

Der britische Premierminister Boris Johnson will Medienberichten zufolge eine Verlängerung der Übergangsphase nach dem Brexit per Gesetz ausschließen. Das berichtete unter anderem die britische Nachrichtenagentur PA am Dienstag unter Berufung auf Regierungsquellen.

Die Zeit sei sehr knapp für eine Einigung über ein umfassendes Handelsabkommen, sagte Vizepräsident Valdis Dombrovskis am Dienstag in Straßburg. »Wir müssen sehen, was genau in dieser Frist erreicht werden kann.« Bestimmte Dinge seien in diesem Zeitrahmen nicht möglich, fügte er hinzu.

Johnson will das Land am 31. Januar aus der EU führen. In einer Übergangsphase bis Ende 2020 bleibt aber zunächst so gut wie alles beim Alten. Bis dahin wollen beide Seiten ein Freihandelsabkommen aushandeln. Die Zeit gilt dafür jedoch als äußerst knapp.

Eine Verlängerung der Übergangsphase um bis zu zwei Jahre ist noch bis Juli möglich, doch Johnson lehnt das vehement ab. Trotzdem wurde spekuliert, der Regierungschef könne möglicherweise seine Meinung noch ändern. Doch das soll nun eine hinzugefügte Passage im Ratifizierungsgesetz ausschließen. Die Labour-Opposition warnte, der Schritt erhöhe die Gefahr eines EU-Austritts ohne Anschlussabkommen und damit die Einführung von erheblichen Handelshemmnissen.

Die Zustimmung der Abgeordneten zu dem Gesetz gilt als sicher. Seit dem überwältigenden Sieg Johnsons bei der Parlamentswahl vergangene Woche verfügt die Regierung über einen Vorsprung von 80 Mandaten auf alle anderen Parteien. Einem Bericht der »Times« zufolge sollen aus dem Gesetzentwurf auch Bekenntnisse zur Einhaltung von EU-Standards in Sachen Arbeitnehmerrechten gestrichen werden. Die Opposition dürfte dagegen Sturm laufen, doch angesichts der Tory-Übermacht im Unterhaus ist Gegenwehr vergeblich.

Bericht in der »Times« (kostenpflichtig)