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Erneut antisemitische Attacke in Berlin

Erneut wird wegen einer antisemitischen Attacke in der Hauptstadt ermittelt. Auslöser soll ein Davidstern-Anhänger gewesen sein. Der Vorfall reiht sich in eine Kette judenfeindlicher Vorkommnisse ein. Eine Attacke gegen einen Kippaträger kommt wohl erneut vor Gericht.

Davidstern einer Synagoge.
Davidstern einer Synagoge. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild
Davidstern einer Synagoge.
Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild

Berlin (dpa) - In Berlin ist es offensichtlich erneut zu einem antisemitischen Übergriff gekommen: Eine Gruppe hat einen jüdischen Syrer verprügelt und am Kopf verletzt.

Ausgelöst haben soll die Attacke in der Nacht zum Samstag ein Schmuckstück in Form eines Davidsterns an der Halskette des Opfers, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.

Der 25-jährige Angegriffene sei nach eigenen Angaben jüdischen Glaubens, so die Polizei. Zuvor hatte die »Welt« berichtet. Ermittelt werde gegen zehn Verdächtige im Alter von 15 bis 25 Jahren. Sechs der Beschuldigten seien Landsleute des Syrers, drei hätten die deutsche Staatsangehörigkeit, in einem Fall sei die Nationalität unklar.

Im April hatte die Gürtel-Attacke eines syrischen Flüchtlings auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin über Deutschland hinaus Bestürzung und zugleich eine Welle der Solidarität ausgelöst. Der 19-jährige Angreifer war vor knapp zwei Wochen wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten ging von antisemitischen Motiven aus. Es verhängte einen Arrest von vier Wochen. Zudem wurde der syrische Flüchtling für ein Jahr unter Erziehungsaufsicht gestellt.

Weil sich der 19-Jährige zwei Monate in Untersuchungshaft befand, gilt der Arrest als verbüßt. Der Flüchtling kam mit dem Urteil frei. Der Fall wird die Justiz jedoch weiter beschäftigen: Die Anwältin des 19-jährigen Syrers habe Berufung eingelegt, wie Gerichtssprecherin Lisa Jani sagte. Der Fall geht damit vor das Landgericht. Der Flüchtling hatte die Schläge mit dem Gürtel zugegeben, eine von der Anklage angenommene Hasskriminalität bestritten.

Im aktuellen Fall nun hatte das Opfer nach eigenen Angaben die Gruppe mit Landsleuten im James-Simon-Park in Berlin-Mitte um Feuer für seine Zigarette gebeten. Das bekam der 25-Jährige auch - doch dann pöbelte ihn einer der Männer an und nahm ihm die Zigarette aus dem Mund. Infolge dessen kam es zum Streit zwischen den beiden. Dabei soll der Mann den Davidstern an der Kette des 25-Jährigen entdeckt, ihm die Kette vom Hals gerissen und antisemitische Schmähungen geäußert haben. Schließlich soll er auf den Syrer eingeprügelt haben, bis dieser zu Boden ging.

Als es dem Opfer gelang zu flüchten, rannte die Gruppe hinter ihm her und attackierte den Mann gemeinsam mit Schlägen und Tritten. Als Passanten dem 25-Jährigen zur Hilfe kamen, flüchteten die Täter. Der Syrer wurde mit Platzwunden am Kopf in einer Klinik behandelt.

Polizisten nahmen in der Nähe des Tatorts drei 15 bis 21 Jahre alte Frauen sowie sieben Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren fest. Diese seien inzwischen wieder auf freiem Fuß, hieß es am Sonntag. Gegen sie ermittele der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz.

Mitteilung Polizei