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Ermittlungen nach Vorfall mit Chrupalla eingestellt

Was ist vor einer AfD-Wahlkampfkundgebung in Ingolstadt passiert? Bundeschef Chrupalla kam jedenfalls ins Krankenhaus und sprach dann von einem Anschlag. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders und will den Fall zu den Akten legen.

Tino Chrupalla
Der AfD-Chef sprach von einem Anschlag, der auf ihn verübt worden sei. »Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten«, sagte er wenige Tage nach der Klinikbehandlung in Berlin. Die Staatsanwaltschaft bewertet den Vorfall allerdings anders. Foto: Britta Pedersen/DPA
Der AfD-Chef sprach von einem Anschlag, der auf ihn verübt worden sei. »Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten«, sagte er wenige Tage nach der Klinikbehandlung in Berlin. Die Staatsanwaltschaft bewertet den Vorfall allerdings anders.
Foto: Britta Pedersen/DPA

Nach der Krankenhaus-Behandlung des AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla wegen eines Vorfalls bei einer Wahlkampfveranstaltung hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Es hätten keine Hinweise auf eine Straftat ermittelt werden können, teilte Oberstaatsanwältin Veronika Grieser am Mittwoch mit. Der AfD-Vorsitzende kritisierte die Entscheidung.

Chrupalla hatte am 4. Oktober einen Wahlkampfauftritt in Ingolstadt zu der wenige Tage später stattfindenden bayerischen Landtagswahl abbrechen müssen. Vor seiner Rede wurde er ins Krankenhaus gebracht und aufgrund von Beschwerden vorübergehend auf der Intensivstation überwacht. Nach einem Tag konnte er die Klinik wieder verlassen. Ärzte stellten einen Einstich in Chrupallas rechtem Oberarm fest.

Chrupalla spricht von »Anschlag«

Der AfD-Chef sprach von einem Anschlag, der auf ihn verübt worden sei. »Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten«, sagte er wenige Tage nach der Klinikbehandlung in Berlin.

Die Staatsanwaltschaft bewertet den Vorfall allerdings anders. Es habe keine »Tathandlung, aus der auf einen «Anschlag» geschlossen werden könnte, festgestellt werden« können, betont die Behörde. »Die Beibringung der Verletzung durch einen Unbekannten während des Aufenthalts auf dem Ingolstädter Theaterplatz kann zwar nicht ausgeschlossen werden«, erklärte die Oberstaatsanwältin dazu. »Konkrete Hinweise oder Anhaltspunkte für einen solchen Übergriff während des Besuchs der Wahlkampfveranstaltung oder im unmittelbaren Vorfeld des Besuchs haben die Ermittlungen jedoch nicht ergeben.«

Gerichtsmediziner erstellen Gutachten

Die Staatsanwaltschaft stützt sich unter anderem auf ein Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Sachverständigen gehen demnach von einem fünf Millimeter tiefen Einstich aus. Es wird vermutet, dass Chrupalla mit einer Pinnadel in den Arm gestochen wurde. Durch den breiten Kopf einer solchen Nadel könnte ein tieferer Stich verhindert worden sein. Hinweise, dass Chrupalla Gift injiziert worden sei, gebe es nicht. Auch Chrupallas Beschwerden sprächen nicht für eine Vergiftung.

Die Staatsanwaltschaft betont, dass eine Reihe von Personen, die auf dem Ingolstädter Platz anwesend waren, als Zeugen vernommen worden seien. Darunter waren Chrupallas Büroleiter sowie vier Personenschützer des Bundeskriminalamtes. Außerdem hätten zwei Fernsehsender und einige Zeugen 10 Videos und 42 Fotos zur Verfügung gestellt, die ausgewertet worden seien.

»Weitere zielführende Ermittlungsansätze ergaben sich nicht«, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Chrupallas Rechtsanwalt habe zwar noch Ende November Beweisanregungen an die Ermittler geschickt. Aber auch daraus hätten sich keine Anhaltspunkte für eine weitere Untersuchung ergeben.

Chrupalla will weitere rechtliche Möglichkeiten prüfen

»Es ist einerseits positiv, dass im Rahmen der Ermittlungen nunmehr die Stichverletzung durch eine Nadel oder einen ähnlichen Gegenstand als gesichert gilt«, kommentierte der AfD-Chef. Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens sei ihm aber unerklärlich, da aus seiner Sicht »bis zum heutigen Tag noch angeforderte Informationen weiterer Behörden« ausstünden.

»Mit anwaltlicher Hilfe warten wir nun die angekündigte Gewährung der Akteneinsicht ab«, erklärte Chrupalla. Dabei gehe es ihm darum, alle Möglichkeiten der Aufklärung auszuschöpfen und gegebenenfalls eine Beschwerde gegen die Einstellung vorzubereiten.

© dpa-infocom, dpa:231220-99-364957/2