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Deutsche Kritik an Koran-Verbrennung in Stockholm

Am Wochenende ist in der Nähe der türkischen Botschaft in Stockholm ein Exemplar des Korans verbrannt worden. Scharfe Kritik kommt aus zahlreichen muslimisch dominierten Ländern. Nun auch aus Berlin.

Auswärtiges Amt
Auswärtiges Amt: »Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist ein hohes Gut«. Foto: Demy Becker
Auswärtiges Amt: »Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist ein hohes Gut«.
Foto: Demy Becker

Die Bundesregierung hat die Verbrennung eines Korans während einer Protestaktion nahe der türkischen Botschaft in Schwedens Hauptstadt Stockholm als »respektlos und höchst unangemessen« verurteilt.

»Europa steht für ein friedliches Miteinander aller Religionen«, betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Ebenso wie die Demonstrations- und Meinungsfreiheit sei das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ein hohes Gut. Provokationen wie bei der Protestaktion in Stockholm trügen hingegen zur Spaltung bei.

Am vergangenen Samstag war in der Nähe der türkischen Botschaft in Stockholm nach einem Bericht der schwedischen Nachrichtenagentur TT ein Exemplar des Korans verbrannt worden. Scharfe Kritik daran kam aus zahlreichen muslimisch dominierten Ländern wie der Türkei. Der Vorfall belastet damit auch eine Aufnahme Schwedens in die Nato, die bereits seit Monaten vom Nato-Mitglied Türkei blockiert wird.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Montag, Schweden könne nicht mit einer Unterstützung der Türkei für einen Beitritt rechnen. »Wenn ihr der türkischen Republik oder dem religiösen Glauben der Muslime keinen Respekt zollt, dann könnt ihr von uns in Sachen Nato auch keine Unterstützung bekommen«, sagte Erdogan am Montag in Ankara.

Die Türkei wirft vor allem Schweden unter anderem Unterstützung von »Terrororganisationen« wie die der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor und fordert die Auslieferung etlicher Personen, die Ankara als Terroristen betrachtet. Alle 30 Nato-Mitglieder müssen die Anträge auf Nato-Mitgliedschaft ratifizieren.

Die schwedische Regierung hatte sich von der Aktion ebenso distanziert wie von einem Vorfall mit einer Erdogan-Puppe, aber auf die in Schweden geltende Meinungsfreiheit verwiesen. »Meinungsfreiheit ist ein grundlegender Bestandteil der Demokratie«, hatte Ministerpräsident Ulf Kristersson als Reaktion auf die Koran-Verbrennung auf Twitter mitgeteilt. »Aber was legal ist, ist nicht unbedingt angemessen. Das Verbrennen von Büchern, die vielen heilig sind, ist eine zutiefst respektlose Handlung.«

© dpa-infocom, dpa:230123-99-324519/4