Logo
Aktuell Ausland

Danzigs Bürgermeister nach Messerangriff gestorben

Die tödliche Messerattacke auf Danzigs Bürgermeister entsetzt Polen: Behörden ermitteln nach dem brutalen Angriff auf der Bühne einer Spendenaktion.

DANZIG. Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz (53) ist an den Folgen eines Messerangriffs gestorben. Der 53-Jährige erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, wie der Gesundheitsminister Lukasz Szumowski am Montag im polnischen Fernsehen TVN24 bestätigte.

Der Täter, ein 27-jähriger Danziger, habe aus niederen Beweggründen gehandelt, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Krzysztof Sierak. Hinter der Tat vom Sonntagabend wurde Rache vermutet. Der Mann soll gerufen haben, dass er unschuldig in Haft gewesen sei, hieß es unter Berufung auf Augenzeugen. Ermittlern schlossen eine psychische Erkrankung des Angreifers nicht aus, der psychologisch untersucht werden sollte.

Der Mann war polnischen Behörden zufolge vorbestraft und hatte wegen einer bewaffneten Banküberfallserie bereits fünfeinhalb Jahre in Haft gesessen. Berichten zufolge war er erst im Dezember freigekommen.

Beim Finale einer landesweiten Spendenaktion hatte der Täter die Bühne gestürmt und mehrmals mit einem Messer auf Adamowicz eingestochen. Die Klinge war laut Staatsanwaltschaft fast 15 Zentimeter lang.

Adamowicz gehörte bis 2015 der derzeitigen Oppositionspartei Bürgerplattform PO an. Der Angreifer soll der Bürgerplattform die Schuld für seine Haft gegeben, hieß es. »Ich saß unschuldig im Gefängnis«, rief er auf von polnischen Medien verbreiteten Videoaufnahmen der Tat. Darauf war auch zu sehen, dass der Mann nicht von der Bühne floh, sondern triumphierte, bis er vom Sicherheitspersonal überwältigt wurde.

Bislang unbestätigten Medienberichten zufolge hatte sich der Angreifer mit einer Medienakkreditierung Zugang zur Bühne der Spendenveranstaltung verschafft. Behörden kündigten eine Untersuchung der Sicherheitsmaßnahmen an.

Die Tat löste in Polen eine politische Debatte über Hassreden aus. Der heftige Streit zwischen der Opposition und der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS könne zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben, meinen Kritiker. (dpa)