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Charité setzt Astrazeneca-Impfungen bei Frauen unter 55 aus

Die Berliner landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes werden vorerst keine Frauen unter 55 Jahren mehr mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca impfen. Und sie sind nicht die einzigen.

Coronavirus-Impfung
In einer Hausarztpraxis stehen Ampullen des Corona-Impfstoffs des Schwedisch-Britischen Herstellers AstraZeneca. Foto: Nicolas Armer/dpa
In einer Hausarztpraxis stehen Ampullen des Corona-Impfstoffs des Schwedisch-Britischen Herstellers AstraZeneca. Foto: Nicolas Armer/dpa

BERLIN. Die Berliner Universitätsklinik Charité und der ebenfalls landeseigene Klinikbetreiber Vivantes haben bis auf Weiteres alle Impfungen ihrer Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren mit dem Präparat von Astrazeneca gestoppt.

»Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind«, sagte die Sprecherin der Charité, Manuela Zingl, am Dienstag.

Vivantes habe die Impfungen für Frauen unter 55 ab Dienstag vorsorglich ausgesetzt. Dies betreffe vor allem die eigenen Belegschaft, teilte eine Sprecherin mit. Weitere Details sollten Nachmittag mitgeteilt werden.

In Nordrhein-Westfalen sprachen sich die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken für einen vorläufigen Stopp von Impfungen jüngerer Frauen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heißt es in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und den Landesgesundheitsminister, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Charité-Sprecherin Zingl betonte, dass in der Charité keine Komplikationen nach Impfungen mit Astrazeneca aufgetreten seien. Diese wolle jedoch vorsorglich agieren und abschließende Bewertungen abwarten. Die Charité habe in der Pandemie bisher rund 16 000 Erst- und Zweitimpfungen an ihr Personal verabreicht. »Davon entfiel der größte Teil auf Astrazeneca«, sagte Zingl.

Deutschland - und zahlreiche andere Staaten - hatten die Impfung mit dem Astrazeneca-Stoff im März vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden. Mittlerweile wird der Impfstoff wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland hatte sich für eine weiteren Einsatz den Mittels ausgesprochen.

Der Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen hatte bereits am Montag die Corona-Schutzimpfung von Frauen unter 55 mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorläufig gestoppt. Nachdem eine geimpfte Frau (47) vergangene Woche gestorben war, sei dem Kreis nun der Verdacht auf »eine schwerwiegende Erkrankung« einer 28-Jährigen nach der Impfung mit Astrazeneca gemeldet worden, hieß es. Beide hatten laut Kreis eine Sinusvenenthrombose erlitten.

In Deutschland sind bislang 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag berichtete. Bis Montagmittag (29. März) waren dem Institut 31 Fälle gemeldet worden, in 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut in Langen berichtete.

Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Laut Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instuituts wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von Astrazeneca verimpft. (dpa)