Logo
Aktuell Inland

Bundestagspräsidentin kritisiert Ampel-Entlastungspakete

Bärbel Bas hätte sich »mehr Differenzierung« gewünscht, um gezielter ärmere Menschen zu unterstützen. Die soziale Lage in Deutschland hält die Bundestagspräsidentin für besorgniserregend.

Bärbel Bas
Bärbel Bas hat als Bundestagspräsidentin das zweithöchste Staatsamt inne. Foto: Michael Kappeler
Bärbel Bas hat als Bundestagspräsidentin das zweithöchste Staatsamt inne.
Foto: Michael Kappeler

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat Kritik an den Entlastungspaketen der Ampel-Koalition im Kampf gegen die Energiekrise geübt.

»Ich hätte mir mehr Differenzierung gewünscht, um gezielt den Schwächsten zu helfen«, sagte Bas der »Bild am Sonntag«. Sie zeigte sich offen für ein weiteres, ein viertes Paket, das besonders ärmeren Bürgern hilft. »Um das Schlimmste gerade für Menschen mit wenig Einkommen abzufedern, müssen wir bei einem Fortschreiten der Krisen bereit sein, noch einmal nachzulegen.«

Die SPD-Politikerin, die das zweithöchste Staatsamt inne hat, zeigte sich alarmiert über die soziale Lage im Land: »Viele Menschen in Deutschland können schon lange nicht mehr spontan im Restaurant essen gehen oder im Kino einen Film gucken. Viele Ältere überlegen, ob sie sich das Stück Kuchen beim Bäcker leisten können, weil die Rente sonst nicht bis zum Monatsende reicht. Das empfinde ich als dramatisch.« Bas appellierte an die Bundesregierung, auch Mieter gegen die hohen Energiepreise zu schützen.

Die Parlamentspräsidentin mahnte außerdem eine rasche Wahlrechtsreform an, um die Zahl der Bundestagsabgeordneten wieder auf knapp 600 zu reduzieren. Natürlich wünsche sie sich dafür eine möglichst breite parlamentarische Mehrheit. »Nur zur Ehrlichkeit gehört dazu: Wenn wir darauf warten, kriegen wir vielleicht wieder keine Wahlrechtsreform. Damit wäre niemandem geholfen«, sagte Bas der Zeitung. Der Bundestag gehört zu den größten Parlamenten der Welt, weil er auf Basis des derzeitigen Wahlrechts immer weiter angeschwollen ist. Die Fraktionen kommen bei der seit Jahren geplanten Reform bisher auf keinen gemeinsamen Nenner.

© dpa-infocom, dpa:220911-99-710862/2