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Brasília: Aufräumarbeiten nach Angriff auf Regierungsviertel

Nach dem Sturm auf das Regierungsviertel kehrt wieder Ruhe ein. Die Krawalle haben Spuren hinterlassen, jetzt wird aufgeräumt. In mehreren Städten gehen Menschen für die Demokratie auf die Straße.

Lula am Ort des Geschehens
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva inspiziert den Planalto-Palast, nachdem dieser von Anhängern seines Vorgängers Jair Bolsonaro gestürmt wurde. Foto: Eraldo Peres
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva inspiziert den Planalto-Palast, nachdem dieser von Anhängern seines Vorgängers Jair Bolsonaro gestürmt wurde.
Foto: Eraldo Peres

Nach dem Angriff radikaler Anhänger des früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro auf das Regierungsviertel haben in Brasília die Aufräumarbeiten begonnen. Sicherheitskräfte räumten ein Zeltlager der Unterstützer des rechten Ex-Staatschefs vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in der brasilianischen Hauptstadt und schafften 60 Tonnen Müll weg, wie das Nachrichtenportal »G1« berichtete.

Die Bolsonaro-Fans hatten nach der Wahlniederlage des Ex-Militärs rund zwei Monate vor dem Hauptquartier kampiert und immer wieder ein Eingreifen der Streitkräfte zugunsten des abgewählten Präsidenten gefordert. Sie hinterließen Zelte, Stühle, Holzkonstruktionen und Müll. Auf den Straßen der Hauptstadt kehrte unterdessen weitgehend wieder Ruhe ein. Die Hauptstraße im Regierungsviertel zwischen den Ministerien blieb vorerst aber gesperrt,

Mütter von Kleinkindern und ältere Menschen wieder auf freiem Fuß

Am Montag hatte die Polizei in dem Camp rund 1200 Menschen festgenommen und zur Akademie der Bundespolizei gebracht, um ihre Personalien festzustellen. Nach einer Vernehmung sollte entschieden werden, ob sie freigelassen oder in Untersuchungshaft genommen werden, teilte Justizminister Flávio Dino mit. Direkt beim Angriff auf das Regierungsviertel waren bereits 300 Menschen festgenommen worden.

Mütter von kleinen Kindern und ältere Menschen aus dem Protestcamp wurden nach der Registrierung bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Bundespolizei ließ sie der Nacht (Ortszeit) in zwei Bussen wegfahren, wie das Portal »G1« berichtete.

500.000 Euro Schaden an Computern und Möbeln

Bei der Erstürmung sind allein in der Abgeordnetenkammer mindestens Schäden in Höhe von über drei Millionen Reais (rund 540.000 Euro) angerichtet. Die Summe der vorläufigen Schätzung bezieht sich aber lediglich auf zerstörte Möbel, Fensterscheiben und Computer, die ersetzt werden könnten, teilte die Abgeordnetenkammer mit. Der Wert der zerstörten und gestohlenen Kunstwerte hingegen sei noch nicht abschätzbar. Die Angreifer waren nicht nur in die Abgeordnetenkammer eingedrungen, sondern auch in den Regierungssitz und den Obersten Gerichtshof und randalierten in den Büros und Sitzungssälen. Für diese Gebäude liegen noch gar keine Schätzungen vor.

Über 600 zusätzliche Polizisten in die Hauptstadt verlegt

Um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, sollen nun über 600 zusätzliche Polizisten aus anderen Teilen des Landes in die Hauptstadt verlegt werden. Die Beamten werden aus 15 Bundesstaaten in den Bundesdistrikt entsandt, wie die Zeitung »Folha de S. Paulo« schrieb.

Nach dem Angriff auf das Regierungsviertel gingen Tausende Brasilianer für die Verteidigung der Demokratie auf die Straße. Die Demonstranten in den Millionenmetropolen São Paulo und Rio de Janeiro sowie in anderen Städten des südamerikanischen Landes forderten harte Konsequenzen für die Täter, wie »G1« berichtete. Demnach trugen die Demonstranten Plakate mit Aufschriften wie »Keine Amnestie und kein Verzeihen. Wir wollen Bolsonaro im Gefängnis«. Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva warf seinem Vorgänger Bolsonaro vor, seine Anhänger aufgestachelt zu haben. Der ehemalige Präsident wies die Anschuldigungen zurück.

© dpa-infocom, dpa:230109-99-149477/31