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Biden vor Nominierung: Parteitag der US-Demokraten startet

Nach mehr als drei Jahren Trump wollen die Demokraten »Amerika vereinen«. Auf ihrem Parteitag haben sie die Gelegenheit, Geschlossenheit zu demonstrieren. Die Veranstaltung steht im Zeichen von Corona - und Trump hat ein Gegenprogramm angekündigt.

Joe Biden
Joe Biden. Foto: Paul Sancya/AP/dpa
Joe Biden. Foto: Paul Sancya/AP/dpa

WASHINGTON. Weniger als drei Monate vor der US-Wahl beginnt heute der Parteitag der Demokraten, bei dem Joe Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden soll.

Die viertägige Veranstaltung findet wegen der Corona-Pandemie weitgehend online und über Videokonferenzen statt und nicht wie ursprünglich geplant mit Tausenden Delegierten und Zehntausenden Gästen in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin. US-Präsident Donald Trump hat für die kommenden Tage ein eigenes Programm mit Auftritten in mehreren Bundesstaaten angekündigt.

WAS VOM ERSTEN TAG ZU ERWARTEN IST

Am Montag (18.00 Uhr MESZ) startet der Parteitag zunächst mit Arbeitstreffen - erst am Abend (Ortszeit/ab 03.00 MESZ) wird publikumswirksames Programm für zwei Stunden übertragen. So soll es auch an den darauf folgenden Tagen weitergehen. Den Beginn machen unter anderem die ehemalige First Lady Michelle Obama und der frühere Senator und Bidens unterlegener Vorwahlrivale Bernie Sanders. Auch sollen sich die Gouverneure Gretchen Whitmer (Michigan) und Andrew Cuomo (New York) äußern, die sich in der Corona-Krise profiliert haben. Am Mittwoch stehen Ex-Präsident Barack Obama und Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris auf dem Programm. Höhepunkt ist Bidens Rede am Donnerstagabend (Freitagfrüh MESZ), die er im US-Bundesstaat Delaware halten will.

»AMERIKA VEREINEN«

Der Nominierungsparteitag steht unter dem Motto "Uniting America" (»AMERIKA VEREINEN«) - zu sehen sein sollen nicht nur Redner an Podien, sondern auch normale Amerikaner. Nach einem hart umkämpften Rennen um die Präsidentschaftskandidatur gilt es für die Demokraten trotz widriger Umstände wegen der Pandemie, Geschlossenheit gegen Trump zu demonstrieren. Sollte Biden gegen den republikanischen Amtsinhaber am 3. November gewinnen, würde Kamala Harris zur ersten Frau und Schwarzen auf dem Vizepräsidentenposten. Biden war während den beiden Amtszeiten von Barack Obama dessen Stellvertreter. Neben Obama werden auch Ex-Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary auf dem Nominierungsparteitag zu hören sein.

DIE UMFRAGEN

Von den Parteitagen erhoffen sich die Parteien im US-Wahlkampf stets einen Schub für die Umfragen. Derzeit liegt Biden vor Trump - einer neuen CNN-Umfrage zufolge schrumpfte sein Vorsprung zuletzt aber. Wegen des komplizierten Wahlsystems haben landesweite Umfragen aber nur begrenzte Aussagekraft. Einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Senders NBC News und des »Wall Street Journal« gaben 58 Prozent der Befragten, die für Biden stimmen wollen, an, dies aus Ablehnung von Trump tun zu wollen.

Der linke Senator Sanders sagte am Sonntag dem Sender ABC, viele seiner Unterstützer seien zwar nicht begeistert von Biden. »Aber ich denke, es gibt ein überwältigendes Verständnis dafür, dass Donald Trump besiegt werden muss, dass Biden gewählt werden muss.« Beginnend am Tag nach der Wahl werde dann alles dafür getan, dass eine Regierung gebildet werde, »die für uns alle arbeitet«, sagte Sanders.

DAS GEGENPROGRAMM

Trumps Republikaner wollen ihren Parteitag eine Woche nach den Demokraten abhalten. Auch sie haben ihre ursprünglichen Planungen verwerfen müssen - das Programm ist noch immer weitgehend unklar. Während die Demokraten tagen, will sich Trump diese Woche aber auf Wahlkampftour begeben. Für diesen Montag ist ausgerechnet ein Auftritt in Wisconsin angekündigt, wo die Demokraten eigentlich zusammen kommen wollten. Zudem will Trump in Minnesota sprechen. Am Dienstag soll es planmäßig nach Arizona gehen, bevor sich Trump am Donnerstag nach Pennsylvania begeben will - am Tag der Nominierungsrede von Biden. Ein Zufall dürfte es nicht sein, dass er dafür ausgerechnet die direkte Nähe von dessen Geburtsort Scranton ausgesucht hat.

Bei allen vier Staaten, die Trump besuchen will, handelt es sich um Swing States, denen bei der Wahl besondere Bedeutung zukommt, da sie nicht eindeutig einer der beiden Parteien zuzuordnen sind. (dpa)