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Bericht: Politischer Flügel der Hamas für Ende des Kriegs

Während sich die Hamas weiter heftige Kämpfe mit der israelischen Armee liefert, denkt die politische Führung der Islamisten über die Zeit danach nach. Die Äußerungen eines ranghohen Mitglieds sind brisant.

Nahostkonflikt
Israelische Panzer stehen vor einem zerstörten Gebäude während einer Bodenoperation im nördlichen Gazastreifen. Der Krieg dauert mehr als zwei Monate. Foto: Ariel Schalit/DPA
Israelische Panzer stehen vor einem zerstörten Gebäude während einer Bodenoperation im nördlichen Gazastreifen. Der Krieg dauert mehr als zwei Monate.
Foto: Ariel Schalit/DPA

Nach mehr als zwei Monaten Krieg im Gazastreifen zeichnen sich innerhalb der Führung der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge zunehmend Differenzen über den weiteren Kurs ab.

Während sich die Hamas-Führung im Gazastreifen unter Führung von Jihia Sinwar weiter Kämpfe mit Israels Armee liefert, sprechen im Exil lebende Vertreter des Hamas-Politbüros nach einem Bericht des »Wall Steet Journal« über ein Ende des Krieges sowie - hinter dem Rücken von Sinwar - mit palästinensischen Rivalen über die Zeit danach. »Wir wollen, dass der Krieg beendet wird«, sagte Husam Badran, Mitglied des Politbüros der Hamas, der Zeitung in Doha.

Gespräche über die Zeit danach

»Wir kämpfen nicht nur, weil wir kämpfen wollen. Wir sind keine Anhänger eines Nullsummenspiels«, sagte Badran der Zeitung am Rande der katarischen Hauptstadt. Während die dort ansässige politische Führung der Hamas nun mit ihren palästinensischen Rivalen Gespräche darüber führe, wie der Gazastreifen und das besetzte Westjordanland nach dem Ende des Krieges regiert werden sollen, führt der militante Arm unter Sinwar in Gaza weiter Krieg. Solche Verhandlungen drohten zu einem Konflikt mit Sinwars militanten Flügel zu werden, hieß es.

»Wir wollen einen palästinensischen Staat im Gazastreifen, im Westjordanland und in Jerusalem errichten«, sagte Badran der Zeitung. Die Äußerungen des Hamas-Führers markierten eine deutliche Wende gegenüber dem 7. Oktober, als der militante Flügel ein Massaker in Israel anführte. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf bereits fast 20.000 gestiegen.

Der Plan der USA

Die USA setzen auf eine neu belebte und umgestaltete Palästinensische Autonomiebehörde (PA) von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für die Zeit nach dem Gaza-Krieg. Die USA wollen, dass die im Westjordanland regierende PA auch im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernimmt. Israel lehnt das ab und wirft ihr vor, Terror zu unterstützen. Die Hamas hatte die Autonomiebehörde 2007 gewaltsam aus dem Küstenstreifen vertrieben.

Abbas leitet die PA sowie die säkulare Fatah-Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Die Fatah und die Hamas sind die beiden größten Palästinenserorganisationen - und erbitterte Rivalen. Einige Vertreter der Fatah-Partei hatten Verständnis für den Terrorangriff der Hamas in Israel geäußert. Seit einigen Jahren gab es Versöhnungsgespräche zwischen beiden Gruppen.

Die jüngsten Gespräche der politischen Führung der Hamas mit der Fatah hätten zu Spannungen mit Sinwar geführt, hieß es. Sinwar wolle nicht, dass die Hamas weiter Gaza regiere, glaube aber, dass der Krieg noch nicht verloren sei. Es sei zu früh für einen Kompromiss.

© dpa-infocom, dpa:231220-99-360146/4