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Baerbock: Deutschland und Nigeria zusammen gegen Klimawandel

Die Klimakrise als Treiber von Konflikten: Auf vielen Reisen ist das Thema für Außenministerin Baerbock zentral. In Nigeria macht sie sich ein Bild von den konkreten Folgen. Und setzt auf mehr Zusammenarbeit.

Annalena Baerbock besucht Nigeria
Annalena Baerbock: »in weiten Teilen der Region ist der Klimawandel ein Treiber des Terrorismus und er facht bestehende Ressourcenkonflikte weiter an«. Foto: Annette Riedl
Annalena Baerbock: »in weiten Teilen der Region ist der Klimawandel ein Treiber des Terrorismus und er facht bestehende Ressourcenkonflikte weiter an«.
Foto: Annette Riedl

Deutschland und Nigeria wollen ihre Zusammenarbeit gegen den Klima- und für den Energiewandel weiter verstärken. Beide Länder wollten bei der Bewältigung der »größten gemeinsamen globalen Herausforderung, der größten Sicherheitsgefahr für uns alle auf dieser Welt, der Klimakrise« zusammenarbeiten, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach einem Treffen mit ihrem nigerianischen Kollegen Geoffrey Onyeama in der Hauptstadt Abuja. Die Klimakrise müsse mit aller Kraft eingedämmt werden. Afrika und gerade Nigeria hätten ein großes Potenzial für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff.

Derzeit sei Nigeria, das der größte Ölproduzent auf dem afrikanischen Kontinent ist, noch einer der größten Emittenten des Klimagases CO2 und Exporteur fossiler Brennstoffe Afrikas, sagte Baerbock. Umso wichtiger seien die Pläne der Regierung in Abuja für eine Energiewende, mit der das Land bis 2060 klimaneutral werden solle. »Diesen Weg gemeinsam zu gehen im Rahmen von Energiepartnerschaften im Sinne nicht nur des Klimaschutzes, sondern auch der Entwicklung der Wirtschaft vor Ort, ist für uns gemeinsam wichtig.«

Baerbock: Klimawandel ist »Treiber des Terrorismus«

Dass die Klimakrise zur Sicherheitskrise beitrage, habe sie an diesem Montag beim Besuch in der Hochburg der islamistischen Terrormiliz Boko Haram eindrücklich erlebt, sagte Baerbock. »Dort und in weiten Teilen der Region ist der Klimawandel ein Treiber des Terrorismus und er facht bestehende Ressourcenkonflikte weiter an«, etwa zwischen Bauern und Hirten. »Wir wissen, dass das Krebsgeschwür des Terrorismus eine Gesellschaft und ganze Regionen destabilisieren kann«, sagte die Ministerin.

Onyeama sagte, angesichts der vielfältigen Herausforderungen brauche Nigeria für eine Übergangsphase die Nutzung fossiler Brennstoffe. Man könne nicht über Nacht einfach abstellen. Gas werde als Übergangsenergie genutzt.

Nigeria ist rund zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland und mit etwa 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste Land Afrikas. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Ölproduktion. Das Land ist Sitzstaat der regionalen Wirtschaftsorganisation Ecowas, tragende Säule der Afrikanischen Union und auch wichtiger Truppensteller in UN-Friedensmissionen.

Sowohl Dürre als auch Überschwemmungen in Nigeria

Nigeria habe in diesem Jahr erneut die Folgen der Klimakrise zu spüren bekommen, sagte Baerbock. Während sich im Norden des Landes Dürre und Trockenheit ausgebreitet hätten und die Wüste Acker und Weideland auffresse, hätten Überschwemmungen in anderen Landesteilen Hunderte von Menschenleben gekostet und über eine Million Menschen vertrieben. Deutschland habe schnell geholfen und seine humanitäre Hilfe in Nigeria aufgestockt. Allein über das Welternährungsprogramm seien so 1,9 Millionen Menschen erreicht worden.

Baerbock hob Nigerias Rolle als bevölkerungsreichste Demokratie Afrikas mit Sitz der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und als Deutschlands zweitgrößter Handelspartner in Afrika hervor. Gemeinsam stehe man etwa in den Vereinten Nationen gegen den brutalen Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine und gegen den brutalen Bruch des Völkerrechts.

Deutschland und Nigeria verbinde zudem das Wissen »um die Gefahr einseitiger Abhängigkeit«, sagte die Ministerin. Deshalb habe man auch über China gesprochen, das seinen Einfluss in Afrika in den vergangenen Jahren enorm vergrößert habe. Die Ministerin lobte: »Eure Beziehungen sind aber deutlich weniger einseitig geprägt als bei einigen eurer Nachbarn auf dem Kontinent.«

© dpa-infocom, dpa:221220-99-969015/2