Außenministerin Annalena Baerbock hat nach einer Infektion mit dem Corona-Virus ihre viertägige Reise nach Pakistan, Griechenland und die Türkei abgebrochen.
Sie habe beim Mittagessen festgestellt, dass sie nichts mehr schmecke, und einen Schnelltest gemacht, teilte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Christofer Burger, am Dienstag wenige Stunden nach Beginn des Besuchsprogrammes in Pakistan mit. Dieser sei positiv gewesen. Am Abend teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Islamabad mit, ein am Nachmittag durchgeführter PCR-Tests habe den positiven Befund bestätigt.
Baerbock wollte eigentlich an diesem Mittwoch nach Griechenland und von dort aus in die Türkei weiterreisen. Daraus wird nun nichts.
Burger sagte, es habe in Baerbocks Familie am Samstag einen positiven Corona-Fall gegeben. Mit diesem habe sie aber wenig Kontakt gehabt und sich seither konsequent getestet. Auch am Dienstagmorgen sei ein Schnelltest noch negativ ausgefallen. »Alle weiteren Termine werden jetzt abgesagt«, sagte der Sprecher. Über das weitere Verfahren für die Rückreise werde man in den nächsten Stunden informieren.
Baerbock war am Montagabend in Berlin an Bord eines Airbus der Flugbereitschaft der Luftwaffe gestartet und nach einem Tankstopp auf Zypern am Dienstagmorgen deutscher Zeit in Islamabad eingetroffen.
Baerbock pflanzt mit Amtskollegen Zardari eine Pinie
Zu Beginn ihres Besuches war Baerbock am Vormittag von Pakistans Außenminister Bilawal Bhutto Zardari empfangen worden. Vor dem Gespräch pflanzte sie im Garten des Außenministeriums gemeinsam mit Zardari eine Pinie als Zeichen für den Klimaschutz. Im Fokus des Treffens stand die Lage im Nachbarland Afghanistan. Nach der erneuten Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban im Sommer 2021 spielt Pakistan eine zentrale Rolle bei der Ausreise schutzbedürftiger Afghaninnen und Afghanen.
Welche Konsequenzen die Corona-Infektion Baerbocks für Zardari hat, war zunächst unklar. Der Minister schrieb auf Twitter, er wünsche Baerbock eine rasche Genesung.
Corona-Schnelltest in der deutschen Botschaft
Baerbock machte den Corona-Schnelltest in der deutschen Botschaft. Dort wollte sie sich eigentlich in der Rechts- und Konsularabteilung über die Abläufe der »Taskforce Evakuierung Kabul« informieren.
Im pakistanischen Nachbarland Afghanistan sind seit vergangenem Sommer wieder die militant-islamistischen Taliban an der Macht. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war Ende August 2021 der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Pakistan hat zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen. Das Land ist wichtigste Drehscheibe bei den Bemühungen der Bundesregierung, ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr und besonders Schutzbedürftige sowie ihre Familienangehörigen aus Afghanistan nach Deutschland zu holen.
Nach Angaben aus der Bundesregierung konnten bislang gut zwei Drittel der Menschen, die eine Aufnahmezusage erhalten haben, auch ausreisen. Etwa 10 000 warten demnach noch. Bei den Ortskräften liege das Verhältnis von bereits erfolgten Einreisen zu Aufnahmezusagen bei gut 70 Prozent, bei gefährdeten Personen bei rund 50 Prozent, hieß es.
Das Tempo der Einreisen habe sich im laufenden Jahr deutlich erhöht, hieß es weiter. So seien allein seit Januar gut 12.000 Personen nach Deutschland eingereist, 2021 seien es rund 7000 gewesen. Insgesamt seien fast 19.000 Visa vergeben worden, davon fast 14.700 durch die deutsche Botschaft in Islamabad. Mehr als 14.000 Personen seien mit mehr als 70 Charterflügen über Islamabad nach Deutschland ausgereist. In Hochzeiten seien fünf Mal in der Woche Charterflüge mit jeweils 200 bis 250 Schutzbedürftigen nach Deutschland gestartet.
Auch Besuche in Griechenland und der Türkei abgesagt
Mit der Absage der Termine fallen auch Treffen Baerbocks mit Pakistans neuem Regierungschef, Shehbaz Sharif, sowie Armeechef Qamar Javed Bajwa aus. In Griechenland waren am Donnerstag Gespräche mit Regierungsvertretern sowie mit Vertretern der Zivilgesellschaft geplant. Auch in der Türkei waren am Freitag zahlreiche Gespräche vorgesehen, unter anderem mit Baerbocks Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft und auch aus der Wirtschaft. Zwischen Ankara und Athen gibt es starke politische Spannungen.
Prominente Corona-Fälle unter Politikern
Für Aufsehen hatte im April bereits die Corona-Infektion von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gesorgt, der bei einer Reise zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington positiv getestet wurde. Während der Regierungsflieger mitsamt der Delegation zurück nach Berlin flog, isolierte sich Lindner in Washington. Von dort hielt der FDP-Chef per Videoschalte eine Rede beim Parteitag der Liberalen. Ein Standbild seines deutlich verschwitzten Auftritts verbreitete sich rasch im Internet und sorgte für eine Debatte über Lindners Gesundheitszustand.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) verbrachte im März seine Isolation im Ausland, nachdem er während einer Dienstreise in Israel an Corona erkrankt war.
Das Virus hatte zudem auch schon mehrere Bundesminister der damaligen großen Koalition von Union und SPD erwischt, darunter der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Oktober 2020 und der damalige Innenminister Horst Seehofer (CSU) im Mai 2021.
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