Der australische Premierminister Anthony Albanese hat sich bei seinem Staatsbesuch in den USA erneut für eine Freilassung des in Großbritannien inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange eingesetzt. Er habe US-Präsident Joe Biden bei informellen Gesprächen in dieser Woche direkt auf seine Besorgnis um den 52-jährigen Australier angesprochen, der seit viereinhalb Jahren in einem Londoner Gefängnis sitzt. Das bestätigte der Regierungschef der Zeitung »Sydney Morning Herald«.
»Genug ist genug, das habe ich deutlich gemacht, und dass es an der Zeit ist, die Sache zu einem Abschluss zu bringen«, zitierte das Blatt Albanese. Zum direkten Inhalt der Gespräche und der Reaktion Bidens wollte er sich nicht äußern.
Britische Regierung stimmt Auslieferung zu
Assange sitzt seit April 2019 in einem britischen Gefängnis. Davor hatte er sieben Jahre in der Botschaft Ecuadors in London festgesessen, um einer Festnahme und Auslieferung an die USA zu entgehen. Die Vereinigten Staaten werfen Assange vor, zusammen mit der US-Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Bei einer Auslieferung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.
Unterstützer sehen in Assange dagegen einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Die Regierung in London hat der Auslieferung zugestimmt. Das juristische Tauziehen ist aber noch nicht beendet. Albanese hat sich seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr immer wieder für Assanges Freilassung eingesetzt.
Assanges Bruder Gabriel Shipton sagte, nach einem kürzlichen Besuch im Gefängnis sei er »voller Sorge« um ihn. »Er kämpft immer noch, er hält durch, trotz allem, was er durchgemacht hat und trotz des Gegners, mit dem er es zu tun hat«, erklärte Shipton. »Aber er ist nicht mehr derselbe Mann wie vor einem Jahr.« Die Haft habe ihren Tribut gefordert.
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