Die Tarifrunde für die rund 330.000 Kita-Erzieherinnen und -Erzieher sowie von Angehörigen anderer sozialer Berufe im kommunalen Bereich ist am Freitag in Potsdam wieder gestartet. Er sei nur bedingt mit dem durchwachsenen Verhandlungsauftakt zufrieden, sagte Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (dbb).
Noch fehle aus seiner Sicht den kommunalen Arbeitgebern die entscheidende Einsicht, dass von diesen Verhandlungen ein echtes Signal der Wertschätzung ausgehen müsse, das dem gesellschaftlichen Stellenwert der frühkindlichen Bildung und der Sozialen Arbeit gerecht werde.
Wichtiges Thema »Zeit«
»Wir brauchen klare Perspektiven, insbesondere für deutliche Entlastungseffekte«, forderte er. Ein wichtiges Thema sei »Zeit«. So sollten Leitungsfunktionen nicht nur entsprechend bezahlt werden, sondern auch durch die verpflichtende Einführung von Stellvertretungspositionen entlastet werden.
Allein im Bereich der Kindertagesstätten fehlten 173.000 Fachkräfte, kritisierte Verdi-Vorsitzender Frank Werneke. Das gehe massiv zulasten der Kolleginnen. Besonders bedauerlich sei, dass Vorschläge zur Entlastung rundweg abgelehnt worden seien. Mit ihrer kritischen Haltung auf eine Festlegung der Vor- und Nachbereitungszeiten der pädagogischen Arbeit enttäusche der Verband der kommunalen Arbeitgeber (VKA) Tausende Beschäftigte. Wie unverzichtbar die Arbeit der Erziehungsdienste sei, sei grade in der Corona-Pandemie schmerzhaft spürbar geworden.
Unwuchten im Tarifgefüge befürchtet
Die Forderungen der Gewerkschaften würden zu schweren Unwuchten im Tarifgefüge des kommunalen öffentlichen Dienstes und zu nicht finanzierbaren Personalkostensteigerungen führen, sagte Karin Welge, Präsidentin und Verhandlungsführerin der VKA. »Ein Tarifabschluss muss aber den tatsächlichen Anforderungen und Gegebenheiten in der Praxis gerecht werden und ins austarierte System der Vergütungsstrukturen passen«, betonte sie. Die Entgelte der Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst würden vielfach bereits über denen anderer vergleichbarer Beschäftigtengruppen im kommunalen öffentlichen Dienst liegen.
Der dbb und die Gewerkschaft Verdi fordern etwa eine bessere Bezahlung durch höhere Eingruppierungen in den entsprechenden Entgelttabellen. Verdi strebt eine Übertragung des angestrebten Abschlusses etwa bei Trägern wie der Caritas an - zwei Drittel der mehr als 1,6 Millionen Beschäftigten in diesem Bereich könnten laut der Gewerkschaft profitieren.
Pandemiebedingt lagen die Tarifverhandlungen seit März 2020 auf Eis. Weitere Verhandlungsrunden sind für den 21./22. März sowie den 16./17. Mai angesetzt.
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