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Arzt: Trump noch nicht über den Berg

Erst zeichnen die Ärzte von Donald Trump ein rosiges Bild - dann heißt es, der Präsident sei noch nicht über den Berg. Zugleich räumt sein Stabschef ein, dass die Lage am Freitag schlimmer war als es zunächst dargestellt wurde.

Nach positivem Coronatest
Anhänger von US-Präsident Donald Trump versammeln sich vor dem Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda. Foto: Steven Ramaherison/TheNEWS2 via ZUMA Wire/dpa
Anhänger von US-Präsident Donald Trump versammeln sich vor dem Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda. Foto: Steven Ramaherison/TheNEWS2 via ZUMA Wire/dpa

WASHINGTON. Der Leibarzt von Donald Trump gibt keine Entwarnung für den Gesundheitszustand des US-Präsidenten trotz »erheblicher« Fortschritte seit der Corona-Diagnose.

»Während er noch nicht über den Berg ist, bleibt das Team vorsichtig optimistisch«, erklärte der Arzt Sean Conley in einem in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Update. Trump gehe es weiterhin gut, er habe kein Fieber und brauche keinen zusätzlichen Sauerstoff. Er habe am Samstag gearbeitet und sich ohne Schwierigkeiten in seinem Quartier im Krankenhaus bewegt.

Trump selbst verwies darauf, dass die nächsten Tage über den Krankheitsverlauf entscheiden würden. »Ich fange an, mich wieder gut zu fühlen«, sagte er in einer neuen Videobotschaft aus dem Krankenhaus am Samstag. Man wisse aber nicht, wie es in den kommenden Tagen laufen werde. Dann komme »die wahre Prüfung« - »wir werden sehen, was passiert«. Zugleich gab sich der Präsident zuversichtlich: »Ich denke, ich werde bald zurück sein.«

Trumps Stabschef Mark Meadows bestätigte unterdessen, dass die Coronavirus-Infektion bei Trump einen schwereren Verlauf genommen hatte als zunächst dargestellt. »Gestern waren wir wirklich besorgt«, sagte Meadows am Samstagabend im TV-Sender Fox News. »Er hatte Fieber, die Sauerstoffsättigung seines Bluts war rapide gefallen.«

Nach Medienberichten wurde Trump am Freitag in Weißen Haus zusätzlicher Sauerstoff zugeführt, bevor er in die Walter-Reed-Klinik in einem Vorort Washingtons geflogen wurde. Das Weiße Haus hatte am Freitag noch betont, dass Trump nur leichte Erkrankungssymptome habe und nur als Vorsichtsmaßnahme in die Klinik gebracht worden sei. Trump wurde nach Angaben des Weißen Hauses am Donnerstag positiv auf das Coronavirus getestet.

Der Samstag war geprägt von Verwirrung über den Gesundheitszustand des Präsidenten. Erst zeichneten Conley und sein Ärzteteam ein positives Bild. Aber nur wenige Minuten später hieß es unter Berufung auf eine informierte Person: »Wir befinden uns noch immer nicht auf einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung.« Die nächsten 48 Stunden seien entscheidend. Die zunächst anonyme Quelle war laut Medienberichten Stabschef Meadows.

In der Nacht zum Sonntag teilte Conley mit, die Sauerstoffsättigung von Trumps Blut habe zuletzt bei 96 bis 98 Prozent gelegen. Das ist ein wichtiger Wert: Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.

Trump habe auch ohne Komplikationen eine zweite Dosis des Medikaments Remdesivir erhalten. Es hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Der Arzt hatte zuvor eine fünftägige Behandlung Trumps mit Remdesivir in Aussicht gestellt. Am Sonntag werde man seinen Zustand beobachten und ihn bei der Ausübung seiner Amtspflichten unterstützen, erklärte Conley.

»Als ich hierher kam, fühlte ich mich nicht so gut. Jetzt fühle ich mich viel besser«, sagte Trump in dem am Samstagabend (Ortszeit) veröffentlichten Video. Seine Stimme klang etwas belegt und er wirkte leicht kurzatmig. »Ich muss zurückkommen, weil wir immer noch Amerika wieder groß machen müssen«, sagte der Präsident in Anspielung auf sein Wahlkampf-Motto. »Ich denke, ich werde bald zurück sein.«

Zugleich verteidigte Trump seine Vorgehensweise in den vergangenen Monaten, in denen er viele öffentliche Auftritte und Wahlkampfreisen absolvierte - und dabei oft auf Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen einer Maske verzichtete. »Ich hatte keine Wahl, ich konnte nicht einfach nur im Weißen Haus bleiben«, sagte er. »Als Anführer muss man Probleme angehen.« Mit Blick auf die US-Präsidentenwahl am 3. November sagte Trump, er wolle »den Wahlkampf so abschließen, wie er begonnen hat«.

Solange Trump als Wahlkämpfer ausfällt, sollen seine Kinder und Vizepräsident Mike Pence für ihn einspringen. Trumps Wahlkampfteam rief dafür am Wochenende die »Operation MAGA« aus - in Anlehnung an das Motto »Make America Great Again«, mit dem es Trump vor vier Jahren ins Weiße Haus geschafft hatte. Er war zuletzt mehrmals pro Woche zu Events in verschiedenen Städten geflogen.

Pence soll nun am 8. Oktober einen ersten Wahlkampfauftritt für Trump in Peoria im Bundesstaat Arizona absolvieren. Für den Tag davor ist seine TV-Debatte mit der demokratischen Vize-Kandidatin Kamala Harris in Salt Lake City angesetzt. Neben Pence sollen unter anderem auch Trumps Kinder Donald Trump Jr. und Eric Trump zu Wahlkampf-Events reisen. (dpa)