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Armenien und Aserbaidschan werfen sich neue Angriffe vor

Im Schatten des Ukraine-Kriegs gehen die schweren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken weiter. Die Bundesregierung zeigt sich »zutiefst besorgt«.

Schwere Kämpfe
Aserbaidschanische Soldaten überqueren die armenisch-aserbaidschanische Grenze und nähern sich armenischen Stellungen. Foto: Armenian Defense Ministry
Aserbaidschanische Soldaten überqueren die armenisch-aserbaidschanische Grenze und nähern sich armenischen Stellungen.
Foto: Armenian Defense Ministry

Zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan im Südkaukasus gehen die Kämpfe nach der jüngsten Eskalation weiter. »In Richtung Dschermuk hat der Gegner Kampfdrohnen eingesetzt«, sagte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Aram Torosjan, am Mittwoch.

Auch das nördlich davon gelegene Dorf Werin Schorscha sei attackiert worden. Die Angriffe hätten sich im Laufe des Tages verschärft, auch Fahrzeuge der russischen Friedenstruppe seien unter Feuer genommen worden, heißt es weiter.

Baku dementierte die Vorwürfe aus Eriwan und warf dem Nachbarn seinerseits Angriffe vor. Demnach beschieße das armenische Militär Stellungen der Aserbaidschaner im Gebiet Kalbadschar im Westen Aserbaidschans. Dabei setzten die armenischen Truppen auch schwere Waffen wie Haubitzen ein. Unabhängig waren die Aussagen zunächst nicht zu überprüfen.

Gegenseitige Schuldvorwürfe

Im Schatten des Ukraine-Kriegs waren in der Nacht zum Dienstag schwere bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ausgebrochen. Nach Angaben von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan kamen dabei mindestens 105 eigene Soldaten ums Leben. Auch Baku berichtete von Verlusten. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld an der neuen Eskalation.

Armenien und Aserbaidschan bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Im Herbst 2020 hatte Armenien einen Krieg gegen seinen Nachbarn verloren. Infolgedessen musste das Land die Kontrolle über den Großteil des mehrheitlich von Armeniern bewohnten Berg-Karabachs aufgeben. Damals wurde eine russische Friedenstruppe zum Schutz der Waffenruhe in der Region stationiert. Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens im Kaukasus, während die Türkei in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans agiert. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Konflikten wurde diesmal nach armenischen Angaben nicht die Exklave angegriffen, sondern Stellungen im Kernland Armenien.

Bundeskanzler Scholz: Konflikt »macht keinen Sinn«

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief Aserbaidschan und Armenien auf, ihren Konflikt auf dem Verhandlungsweg beizulegen und von weiteren Kämpfen abzusehen. »Dieser Konflikt macht keinen Sinn«, sagte Scholz am Mittwoch in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Georgiens Ministerpräsident Irakli Garibaschwili.

Die Bundesregierung hatte sich zuvor schon »zutiefst besorgt« wegen Berichten über Kampfhandlungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gezeigt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sprach dabei auch von Angriffen auf zivile Infrastruktur und Wohnorte. Ein Dialog müsse fortgesetzt werden. »Deshalb unterstützen wir auch das Vermittlungsangebot der Europäischen Union«, sagte der Sprecher. Er wollte sich nicht dazu äußern, von welcher Seite die jüngste Eskalation ausgegangen ist, da es keine unabhängigen Beobachter gebe.

© dpa-infocom, dpa:220914-99-757996/6