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»Am Limit« - Schulen fordern mehr Unterstützung

Gut 200.000 ukrainische Schüler sind inzwischen in Deutschland aufgenommen worden. Doch die zusätzlichen Aufgaben belasten die Lehrkräfte, die ohnehin mit Personalknappheit zu kämpfen haben.

Schule
In Schulen herrscht Personalknappheit. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
In Schulen herrscht Personalknappheit.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Vertreter der Gymnasien fordern wegen der vielen aufgenommenen ukrainischen Schülerinnen und Schüler zusätzliche Unterstützung. »Wir können nicht anderthalb Jahre warten, bis die neuen Schülerzahlen in der Statistik auftauchen und wir mehr Lehrkräfte einstellen können«, sagte der Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien, Arnd Niedermöller, der Deutschen Presse-Agentur. Ressourcen müssten dringend schneller bereitgestellt werden.

»Die Integrationsleistung der Schulen für die Gesellschaft ist enorm, Lehrkräfte stellen sich ihren Aufgaben mit voller Hingabe - und sind am Limit«, sagte Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, der die Gymnasiallehrkräfte vertritt.

Beide Verbände haben gemeinsam Schulleitungen von mehr als 350 Gymnasien in acht Bundesländern befragt. Die Umfrage wurde im November/Dezember 2022 unter insgesamt 356 Schulleitungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland online durchgeführt. Sie macht deutlich, dass viele Schulen angesichts der Lage mit knappen Ressourcen zu kämpfen haben.

Zwar gab die Hälfte der Befragten, die ukrainische Schüler aufgenommen hatten, an, dass zusätzliche Kräfte für den Unterricht eingestellt worden seien. Bei der anderen Hälfte war das aber nicht der Fall.

An knapp jeder fünften Schule mit ukrainischen Schülern (19 Prozent) haben Lehrkräfte in Teilzeit ihre Stunden aufgestockt. Pensionierte Lehrkräfte kamen an knapp acht Prozent dieser Schulen zur Unterstützung zurück. Die deutliche Mehrheit (68 Prozent auf dem Land, 63 Prozent in der Stadt) ist insgesamt aber trotzdem der Ansicht, dass momentan nicht genügend Personal gewonnen werden kann für die Aufgaben.

»Die Lehrerversorgung bleibt eine Unterversorgung. Was wir für das ganze nächste Jahr dringend brauchen, damit die Lehrkräfte an den Schulen durchhalten können, sind bessere Arbeitsbedingungen und weniger Belastung«, sagte Lin-Klitzing. Es dürfe momentan keine Vergrößerung der Lerngruppen durch die Politik geben. Zudem forderte sie »hervorragend nachqualifizierte Seiteneinsteiger neben weiterhin gut und grundständig ausgebildeten Lehrkräften«.

Weitere Ergebnisse der Schulleiter-Umfrage:

- 88 Prozent der Gymnasien haben Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgenommen; etwa ein Drittel davon bis zu 10, ein weiteres Drittel bis zu 20 neue Schülerinnen und Schüler. 16 Prozent der Schulen haben sogar bis zu 30 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen.

- 40 Prozent gaben an, Schüler auch aufzunehmen, wenn dadurch die übliche Klassengröße überschritten wird. 60 Prozent tun das nicht.

- Die Mehrheit der Schulen (58 Prozent) hat die Aufnahme ohne zusätzliche Vorbereitungsklassen bewerkstelligt, also ohne Klassen, in denen die Aufgenommenen erst einmal Deutsch lernen.

- Nur 37 Prozent der Gymnasien kommen zur der Einschätzung, die Schüler wurden entsprechend ihrer Fähigkeiten der passenden Schulart zugewiesen. 63 Prozent der befragten Schulleitungen sehen das nicht so.

Den aktuellsten Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) zufolge waren an den Schulen in Deutschland vor Weihnachten 202 343 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine angemeldet. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland war die Zahl im Frühjahr schnell gestiegen. Zum Beginn dieses Schuljahrs stiegen die Zahlen aufgrund neuer Anmeldungen erneut deutlich. Seit dem Spätherbst hat sich die Zahl in etwa bei 200 000 eingependelt.

Die Bundesländer melden die Daten wöchentlich an die KMK. Die meisten ukrainischen Schüler sind bisher in Nordrhein-Westfalen (38 151), Bayern (29 405) und Baden-Württemberg (28 549) untergekommen. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa elf Millionen Schülerinnen und Schüler.

© dpa-infocom, dpa:221231-99-60493/3