Bei der Gedenkfeier zur Befreiung des einstigen NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar vor 78 Jahren ist heute an das Schicksal der Sinti und Roma erinnert worden.
Es gebe bei den deutschen Sinti und Roma keine Familie, die nicht vom nationalsozialistischen Verbrechen des Völkermords in existenzieller Weise betroffen gewesen sei, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Jacques Delfeld, bei der Veranstaltung in Buchenwald.
Diese Erfahrung absoluter Rechtlosigkeit habe sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, sagte Delfeld und warnte zugleich vor aktuellen gefährlichen Entwicklungen: »Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa hetzen Rechtsextreme und nationalistische Gruppen und Parteien ganz offen gegen unseren demokratischen Rechtsstaat und auch gegen Minderheiten.« Er rief die staatlichen Institutionen dazu auf, »den Antiziganismus als Gefahr ernstzunehmen und diesem entgegenzuwirken«.
Überlebende teils erneut in Angst
Das Gedenken stand auch in diesem Jahr unter dem Eindruck des russischen Angriffsskrieges gegen die Ukraine. Es sei eine Schande, dass Überlebende des Nazi-Terrors und ihre Angehörigen heute in der Ukraine fürchten müssten, Opfer russischer Bomben zu werden, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens Wagner.
Er erinnerte daran, dass etwa ein Drittel aller Häftlinge des KZ Buchenwald aus der früheren Sowjetunion stammten - darunter Ukrainer, Russen und Belarussen. Wie schon 2022 waren auch zu den Gedenkfeierlichten am Sonntag offizielle Vertreter aus Russland und Belarus nicht erwünscht.
In das im April 1945 von US-Truppen befreite KZ Buchenwald hatten die Nationalsozialisten von 1937 bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 280.000 Menschen aus ganz Europa verschleppt, 56.000 kamen ums Leben.
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