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60 Tote bei IS-Selbstmordanschlag auf Moschee in Pakistan

Zahlreiche Menschen kommen zum Freitagsgebet in Peshawar zusammen, als plötzlich zwei Attentäter die Moschee stürmen und Bomben zünden. Der Anschlag erinnert an frühere Attentate in der Region.

Bombenanschlag in Peshawar
Rettungskräfte und Freiwillige versammeln sich am Ort der Bombenexplosion. Foto: Muhammad Sajjad
Rettungskräfte und Freiwillige versammeln sich am Ort der Bombenexplosion.
Foto: Muhammad Sajjad

Bei einem Bombenanschlag auf eine Moschee im Nordwesten Pakistans sind mindestens 60 Menschen getötet worden. Weitere 200 Menschen seien in der Stadt Peshawar verletzt worden, sagten Polizeibeamte und ein Kliniksprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Das Innenministerium versetzte landesweit Sicherheitskräfte in erhöhte Alarmbereitschaft. Am Abend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag in einer Mitteilung auf dem IS-Sprachrohr Amak für sich.

Nach Angaben eines örtlichen Polizeichefs sollen sich zwei bewaffnete Selbstmordattentäter den Weg in die Moschee freigekämpft haben, wo sie ihre Bomben zündeten. Lokale TV-Sender zeigten Bilder einer Überwachungskamera, wie ein junger Mann auf einen Polizisten feuerte, bevor er in die Moschee stürmte.

»Fluss aus Blut auf dem Boden«

»Überall waren Rauch und Schreie zu hören«, sagte ein Überlebender dem pakistanischen TV-Sender »Dunya«. »Dann sah ich mehrere Leichen übereinander liegen und einen Fluss aus Blut auf dem Boden.« Der Lärm der Explosion sei »ohrenbetäubend« gewesen, schilderte ein weiterer Augenzeuge, der vor der Moschee mit seinem Motorrad unterwegs war, dem lokalen Sender »Geo«. »Bevor ich wusste, was passiert, hörte ich Schüsse und Explosionen.«

Nach Polizeiangaben soll es sich um eine schiitische Moschee in einem mehrheitlich sunnitischen Viertel handeln. Der IS ist in der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan aktiv. Die Terrormiliz war erstmals 2015 in Afghanistan aufgetaucht. Seitdem will sie dort und auf pakistanischem Gebiet eine »Provinz« namens IS-Khorasan etablieren. Anhänger betrachten schiitische Muslime als Abtrünnige und verüben regelmäßig brutale Anschläge auf ihre Gemeinden.

Premierminister Imran Khan verurteilte den Anschlag aufs Schärfste, wie sein Büro mitteilte. Er versprach den Opfern schnelle Hilfe. Auch Pakistans Präsident Arif Alvi verurteilte die Attacke und drückte den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus.

Im Nachbarland Afghanistan kamen bei einem ähnlichen Anschlag auf eine Moschee am Freitag nach Behördenangaben zwei Menschen ums Leben, mindestens 20 weitere Gläubige erlitten Verletzungen. Das Attentat ereignete sich an der Grenze nur 150 Kilometer entfernt von Peshawar.

Anschläge haben zugenommen

Seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban im Nachbarland Afghanistan haben Anschläge in der Grenzregion jüngst zugenommen. Insbesondere der IS und die pakistanischen Taliban reklamieren Anschläge für sich. Die Grenzprovinz Khyber Pakhtunkhwa galt lange als Unruheregion Pakistans, war jedoch nach einer Militäroffensive gegen islamistische Terrorgruppen im Jahr 2014 lange Zeit ruhig.

Bereits im Herbst 2020 waren in Peshawar bei einem ähnlichen Attentat in einer Koranschule viele Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Damals wurde der IS verdächtigt. Bewohner in Peshawar erinnern die Attacken an den brutalen Anschlag pakistanischer Taliban, die 2014 ebenfalls in einer Schule in Peshawar mehr als 150 Menschen getötet hatten, vor allem Kinder.

© dpa-infocom, dpa:220304-99-380918/8