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Äthiopien: Tausende Menschen offenbar in Internierungslagern

Seit anderthalb Jahren schwelt ein Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray. Neue Erkenntnisse einer Menschenrechtskommission verheißen nichts Gutes.

Konflikt in Äthiopien
Mitglieder der Äthiopischen Streitkräfte wurden von Tigray-Kräften gefangen genommen und in einem Gefängnis als Kriegsgefangene festgehalten. Foto: Uncredited
Mitglieder der Äthiopischen Streitkräfte wurden von Tigray-Kräften gefangen genommen und in einem Gefängnis als Kriegsgefangene festgehalten.
Foto: Uncredited

In Äthiopien sind nach Angaben der Menschenrechtskommission des ostafrikanischen Landes 9000 Menschen aus der Konfliktregion Tigray in Lagern interniert. Der Kommissionsvorsitzende Daniel Bekele forderte deren unverzügliche Freilassung.

Die Menschen würden in zwei Lagern in der Region Afar wegen ihrer Herkunft »gefangen gehalten«. Damit sprach die staatliche eingesetzte Kommission erstmals explizit von Lagern. Zuvor hatte sie bereits kritisiert, dass Menschen aus Tigray aufgrund ihrer Herkunft verfolgt und zeitweise inhaftiert würden.

Nach Angaben der Kommission wurden die Lagerinsassen vor sechs Monaten in Tigray in Haft genommen. »Familien sind voneinander getrennt. Die Menschen bekommen kaum humanitäre Unterstützung und medizinische Behandlung. Wegen Krankheit sind schon Menschen in den Lagern gestorben«, heißt es in einem Bericht. Die Kommission machte »regionale Sicherheitskräfte« in Afar, die auch politische Unterstützung bekämen, für die Inhaftierungen verantwortlich. Die Region grenzt an die umkämpfte Region Tigray.

Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) um die Kontrolle der Region begann vor anderthalb Jahren. Äthiopiens Regierung kündigte diese Woche an, mit Unterstützung der Afrikanischen Union eine friedliche Lösung des Tigray-Konflikts anzustreben. Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist der Vielvölkerstaat am Horn Afrikas das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Er galt lange Zeit als Stabilitätsanker der Region.

© dpa-infocom, dpa:220629-99-853742/2