In einem Schwarm hinter einem Leitvogel zu fliegen bietet nicht nur Schutz vor Raubvögeln: Es spart auch Energie. Das legen zumindest Versuche einer US-amerikanischen Forschungsgruppe an Staren im Windkanal nahe.
»Viele Vogelarten schließen sich in Schwärmen zusammen aus Gründen, die von der Raubtierabwehr bis zur Navigation reichen«, schreibt das Team im Fachblatt »Proceedings of the National Academy of Sciences« (»PNAS«). Dabei deuteten Daten darauf hin, dass bestimmte Arten von Schwärmen - nämlich in V- oder Staffel-Formation bei großen Vögeln - den Vorteil böten, da sie die Energiekosten verringerten. Die für kleinere Vögel typischen Schwarmflüge könnten demnach dagegen diesen Aufwand erhöhen. Wie viel Energie die Tiere im Gruppenflug aber wirklich verbrauchen, sei bislang noch nicht untersucht worden, schreibt die Gruppe um Tyson Hedrick und Sonja Friman von der University of North Carolina in Chapel Hill.
Sie setzte daher sowohl einzelne Stare (Sturnus vulgaris) als auch zwei oder drei Tiere in einen mit Kameras ausgestatteten Windkanal. Die Forschenden beobachteten zum einen, wie die Vögel ihre Flugposition im Windkanal veränderten. Zum anderen bestimmten sie ihre Stoffwechselkosten durch Messungen des CO2-Ausstoßes mit der Atemluft.
Die Größten an die Spitze
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachteten, dass die Stare in Dreiergruppen zwar oft ihre relative Position veränderten, im Schnitt aber in den Experimenten in einer V-Formation flogen. Meistens befanden sich die zwei hinteren Tiere eine Flügelspanne hinter und 0,8 Flügelspannen seitlich von einem Leitvogel.
Dabei kostete der Flug jene Vögel, die hinter dem Anführer flogen, deutlich weniger Energie, als wenn sie allein im Windkanal unterwegs waren - dieser Aufwand war je nach Position um bis zu 25 Prozent geringer. Wahrscheinlich hänge die Einsparung mit den vom Leitvogel erzeugten Wirbeln zusammen, heißt es.
Auch manche frühere Studien, die an Vögeln in freier Wildbahn anhand von Computermodellen erstellt wurden, hätten auf geringere Energiekosten im Formationsflug hingedeutet, schreiben die Forschenden. Allerdings hätten sie nicht den tatsächlichen Energieverbrauch in den Fokus genommen.
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