Auf der gemeinsamen Jagd geben sich Gestreifte Marline durch ein kurzes Aufleuchten ihres Körpers offenbar eine Art Angriffssignal. Das soll verhindern, dass sich die über vier Meter langen Speerfische der Art Kajikia audax bei ihrer Attacke etwa auf einen Sardinenschwarm in die Quere kommen, wie vornehmlich deutsche Forschende in der Fachzeitschrift »Current Biology« schreiben.
Die Jagdstrategie der Gestreiften Marline unterscheidet sich von der vieler großer Landraubtiere. Während zum Beispiel Löwen und Tiger eher große Beutetiere wie Büffel, Gnus oder Zebras jagen, sind viele Raubfische im Wasser eher an kleinen Schwarmfischen wie Sardinen interessiert. Zwar jagen die Gestreiften Marline in Gruppen, zur Attacke in den Fischschwarm schwimmen sie aber jeweils einzeln.
Damit sie sich bei den schnellen Angriffen nicht gegenseitig mit der speerartigen Verlängerung ihres Oberkiefers verletzen, ist eine gute und zuverlässige Koordination der Angriffe wichtig. Der Schlüssel dazu scheint ein schneller Farbwechsel der Streifen auf der Haut des Marlins zu sein, wie Forschende unter anderem der Humboldt-Universität Berlin und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei schreiben.
Signal für den Angriff
Möglich wurde die Untersuchung durch hochauflösende Drohnenaufnahmen, die die Raubfische bei der Jagd auf Sardinenschwärme aus der Vogelperspektive zeigen. Während der Durchsicht der Aufnahmen fiel etwas Unerwartetes auf: »Wir fanden heraus, dass der angreifende Marlin «aufleuchtete» und während des Angriffs viel heller wurde als seine Artgenossen, bevor er nach dem Angriff schnell wieder zu seiner «nicht hellen» Färbung zurückkehrte«, wird Alicia Burns von der Humboldt-Uni zitiert. Das deute darauf hin, dass die Farbveränderungen ein zuverlässiges Signal für einen Angriff sein könnten.
Zwar war schon vor der Studie bekannt, dass Marline ihre Farbe wechseln, jedoch, so Alicia Burns, sei es das erste Mal, dass das Verhalten mit der Jagd oder einem anderen sozialen Verhalten in Verbindung gebracht wurde. »Farbwechsel bei Raubfischen sind selten. Und bisher wurde dem Farbwechsel bei Raubtieren vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt.«
Die Forschenden vermuten, dass der Farbwechsel verschiedene Funktionen erfüllt und neben der Koordination von Angriffen auch dazu dienen könnte, die Beute zu verwirren. Durch das Aufleuchten der Raubfische könnte eventuell die kollektive Bewegung des Beuteschwarms gestört werden.
Beobachtung aus der Luft
Insgesamt untersuchte das Team 12 hochauflösende Videoclips, die jeweils zwei getrennte Angriffe auf einen Sardinenschwarm durch zwei verschiedene Marline zeigen. Die angreifenden Marline schalten ihre Streifen kurz vor dem Angriff auf hell - erhöhen also den Kontrast. Der Spitzenwert konnte während des Kontaktes mit der Beute beobachtet werden. Unmittelbar nach dem Angriff reduzieren die Raubfische die Intensität der Streifen wieder.
Auch wenn einzelne Fische vom Schwarm isoliert und von Marlinen angegriffen wurden, war bei den Raubfischen eine Verfärbung der Streifen zu beobachten, allerdings war diese signifikant schwächer als bei den Angriffen auf den Schwarm. »Der Farbwechsel könnte bei Angriffen auf Beutetiere im Schwarm wichtiger sein, da die Angriffe länger dauern als die Verfolgung isolierter Beutetiere und daher ein höheres Risiko besteht, von Konkurrenten unterbrochen zu werden«, vermuten die Forschenden.
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