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Organspende auch mit Corona-Infektion möglich

Die Corona-Pandemie erschwert die Organspende in Deutschland - dann stellt sich heraus, dass das Übertragungsrisiko geringer ist als befürchtet. Jetzt dürfen auch hierzulande Covid-Patienten spenden.

Organspende
Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen am Eingang eines OP-Saales. Foto: Soeren Stache
Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen am Eingang eines OP-Saales.
Foto: Soeren Stache

Weil eine Übertragung bei sorgfältiger Auswahl nahezu ausgeschlossen ist, dürfen inzwischen auch die Organe von corona-positiven Spendern transplantiert werden. Seit das möglich ist, gab es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bis Ende Oktober 39 Sars-CoV-2 positive Spender in Deutschland.

Ihnen wurden 114 Organe entnommen und in 113 Empfänger transplantiert, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) anlässlich ihres Jahreskongresses in Frankfurt berichtete. »Es ist dabei nicht zu einer einzigen Übertragung einer Sars-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger gekommen«, sagte DSO-Vorstand Axel Rahmel der dpa.

Die Corona-Pandemie hatte die Organspende in Deutschland erschwert: Nach einer Organtransplantation wird die Immunabwehr heruntergefahren, daher sollte unbedingt verhindert werden, dass es zu einer Übertragung des Virus vom Spender auf den Empfänger kommt. Corona-Positive, Kontaktpersonen von Infizieren und Rückkehrer aus Risikogebieten wurden von einer Organspende ausgeschlossen.

Kriterien in vielen Ländern gelockert

Dann aber zeigten laut DSO Erfahrungen aus dem Ausland, dass das Übertragungsrisiko geringer war als befürchtet, besonders wenn die Krankheit mild verlief. In vielen Ländern seien die Kriterien daraufhin gelockert worden. »Tatsächlich sind bislang nur sehr wenige Fälle bekannt geworden, bei denen es eine Übertragung vom Spender auf den Empfänger gab - und diese auch nur im Zusammenhang mit einer Lungentransplantation«, sagte Rahmel.

Im Mai 2022 haben Bundesärztekammer und Deutsche Transplantationsgesellschaft auch für Deutschland die Akzeptanzkriterien für Spender angepasst. Ausgeschlossen sind nun nur noch Organspender mit einem schweren Verlauf, bei denen die Organe so geschädigt sind, dass sie für eine Transplantation nicht mehr geeignet sind. Bei Lungentransplantationen gilt laut Rahmel weiterhin »äußerste Zurückhaltung«. Der DSO-Jahreskongress findet am Donnerstag und Freitag statt. Dabei sollen auch die neuesten Spenderzahlen veröffentlicht werden. Zuletzt waren die Zahlen stark eingebrochen.

Weniger Spender

Nach dem unerwarteten Einbruch der Organspendezahlen Anfang des Jahres bleibt die Lage indes weiter angespannt. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag berichtete, liegt die Zahl der Organspender aktuell um 8,4 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Die DSO blicke »mit großer Sorge« auf die momentane Situation, hieß es beim Jahreskongress der Stiftung in Frankfurt. Bis Ende Oktober gab es bundesweit 710 Organspender. Das waren 65 weniger als im Vorjahreszeitraum.

© dpa-infocom, dpa:221103-99-363647/4