DARMSTADT. Auf ihrer Jahre dauernden Mission zum Merkur steht die Sonde »BepiColombo« kurz vor ihrem ersten Rendezvous mit der Venus.
An diesem Donnerstag wird das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug sich bis auf gut 10.000 Kilometer dem Nachbarplaneten der Erde nähern. Um 05.58 Uhr (MESZ) wird »BepiColombo« der jüngst in das Interesse der Wissenschaft geratenen Venus am nächsten sein - um zu bremsen. Dies ist nötig für ihre Flugbahn auf dem Weg zum Merkur.
»Es ist ein besonderes Manöver, aber es ist so viel Platz und so gut berechnet, dass wir uns keine Sorgen machen«, sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur. Coronabedingt sei die Besetzung im Zentrum eingeschränkt, aber völlig ausreichend.
Ein ähnliches Manöver flog »BepiColombo« im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12.700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unsere Sonnensystems. Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.
Es ist aber auch ein Tag für die Forscher. Sieben der elf Instrumente an Bord sollen dann Wissenschaftsdaten von der Venus sammeln. Der Nachbarplanet der Erde war kürzlich wieder in den Fokus gerückt. Erst im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.
Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche oder auch Sonnenwinde untersuchen. (dpa)