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Forderung: Antarktis-Kommission soll Meere besser schützen

Seit Jahren ringt die Antarktis-Kommission um neue Schutzgebiete im Südpolarmeer - aber der nötige Konsens scheitert immer wieder am Widerstand von zwei Ländern. Gibt es in diesem Jahr den Durchbruch?

Vor der 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR
Umweltschützer aus aller Welt fordern vor Beginn der 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR dringend die Ausweisung neuer Schutzgebiete rund um den Südkontinent. Foto: Liu Shiping
Umweltschützer aus aller Welt fordern vor Beginn der 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR dringend die Ausweisung neuer Schutzgebiete rund um den Südkontinent.
Foto: Liu Shiping

Umweltschützer aus aller Welt haben vor dem Beginn der 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR dringend die Ausweisung neuer Schutzgebiete rund um den Südkontinent sowie strengere Auflagen für die Krillfischerei gefordert.

Konkrete Maßnahmen seien notwendig, um dauerhafte Schäden für das gesamte Ökosystem der Antarktis noch abzuwenden, sagten Experten der Deutschen Presse-Agentur. Heftig diskutiert wird seit Jahren die Einrichtung eines Netzwerks an Meeresschutzgebieten (MPAs) - bislang ohne Erfolg.

Speziell geht es um ein fast vier Millionen Quadratkilometer großes Gebiet in der Ostantarktis, der Antarktischen Halbinsel und im artenreichen Weddellmeer. Obwohl sich 25 der 27 Mitglieder für das Projekt aussprechen, gab es wegen des Widerstands von China und Russland bislang nie einen Durchbruch. Alle Entscheidungen der CCAMLR müssen einstimmig getroffen werden.

»Es steht zu viel auf dem Spiel«

Die zwölftägige Konferenz beginnt am Montag im australischen Hobart. Das »Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis« (CCAMLR) wurde 1980 ins Leben gerufen. Der Kommission gehören jetzt 26 Staaten und die EU an, nachdem Ecuador gerade als jüngstes Mitglied aufgenommen worden ist.

»Viele CCAMLR-Mitglieder sind zunehmend frustriert darüber, dass der Konsens dazu genutzt wird, Vorschläge zu blockieren, statt in den Diskussionen guten Willen und Kompromissbereitschaft zu zeigen, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten«, erklärte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition. Es müssten Wege aus dieser Sackgasse gefunden werden. »Ein Scheitern der CCAMLR kommt nicht in Frage. Es steht zu viel auf dem Spiel.«

Meeresschutzgebiete in der Antarktis

Allein das antarktische Weddellmeer ist sechs Mal so groß wie Deutschland und Habitat und Rückzugsgebiet vieler Arten, die sich auf einen eisigen Lebensraum spezialisiert haben - so etwa Seehechte, Krill und Kaiserpinguine. Seit dem Jahr 2016 wird seine Ausweisung als Schutzgebiet regelmäßig beantragt.

Am Freitag sprach sich auch der Deutsche Bundestag einstimmig für die Einrichtung eines Meeresschutzgebiets im Weddellmeer aus. Das Parlament stimmte dafür, dass sich die Bundesregierung bei der Antarktis-Konferenz für die Schaffung einsetzt.

Bis 2030 müssten mindestens 30 Prozent der Weltmeere geschützt werden, um die Folgen der Klimakrise noch abzuwenden und die Artenvielfalt zu erhalten, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. »Die Errichtung dreier großer Meeresschutzgebiete in der Antarktis noch in diesem Jahr ist genau die Art von Maßnahmen, die es jetzt weltweit braucht, wenn wir dieses Ziel noch erreichen wollen.«

Schutz von winzigen Krebstieren

Weiteres wichtiges Thema ist die Krillfischerei. Die winzigen Krebstiere werden gefangen, um daraus unter anderem Öl und Fischfutter zu machen.

»Der Krill spielt, obwohl klein, eine außerordentlich große Rolle für das Funktionieren und die Gesundheit der Antarktis«, betonte Andrea Kavanagh, Leiterin der Abteilung Antarktis und Südpolarmeer der »Pew Bertarelli Ocean Legacy«. Sämtliche in der Antarktis lebenden Arten seien für ihr Überleben entweder direkt auf Krill angewiesen oder ernährten sich von krillfressenden Arten. Die zunehmende Konzentration der Krillfischerei in küstennahen Gebieten stelle eine große Gefahr dar. Die CCAMLR müsse Maßnahmen beschließen, damit die Fischerei nicht mit den Nahrungsgründen von Pinguinen und Walen konkurriere.

© dpa-infocom, dpa:221021-99-208661/6