Mit der Selbstzerstörung einer neu entwickelten Trägerrakete hat Japans Raumfahrtprogramm einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Da der Antrieb der zweiten Raketenstufe nicht zündete und damit die Mission keine Aussicht auf Erfolg hatte, löste die Raumfahrtagentur Jaxa am Dienstag wenige Minuten nach dem Abheben vom Weltraumbahnhof Tanegashima im Südwesten Japans die Selbstzerstörung der Trägerrakete H3 aus.
An Bord befand sich ein Beobachtungssatellit mit einem Raketenfrühwarnsystem des japanischen Verteidigungsministeriums. Die H3 sollte Katalysator für Japans Wettbewerbsfähigkeit im heiß umkämpften internationalen Geschäft mit Satellitenstarts sein. Die Trümmer fielen in ein für solch einen Fall vorgesehenes Gebiet im Meer, wie Jaxa mitteilte.
»Rückschlag für Japans Weltraumambitionen«
Jaxa-Präsident Hiroshi Yamakawa entschuldigte sich, die Erwartungen nicht erfüllt zu haben. Man werde sich schnell daran machen, die Ursache herauszufinden und das Vertrauen in Japans Raumfahrtagentur wiederherzustellen. »Das Scheitern markiert einen schweren Rückschlag für Japans Weltraumambitionen«, urteilte die Wirtschaftszeitung »Nikkei Asia«. Die H3 ist Nachfolger der zuverlässigen H2A-Rakete und Japans erste Neuentwicklung einer großen Trägerrakete seit rund 30 Jahren. Mit einer Höhe von 63 Metern und einem Durchmesser von 5,2 Metern gilt die H3 als leistungsstärker, billiger und sicherer als die H2A, die im Geschäftsjahr 2024 ausgemustert werden soll.
Bereits am 17. Februar war der geplante Jungfernflug der H3-Rakete in letzter Minute wegen eines Elektronikfehlers abgebrochen worden. Schon dieser Startversuch hatte zwei Jahre hinter dem Zeitplan gelegen. Nach den wiederholten Anläufen und dem Fiasko am Dienstag entschuldigte sich Wissenschaftsministerin Keiko Nagaoka bei der Öffentlichkeit und nannte den Fehlstart »äußerst bedauerlich«. Erst im vergangenen Oktober hatte Jaxa die Selbstzerstörung der kleineren Epsilon-6-Rakete ebenfalls nur wenige Minuten nach dem Start auslösen müssen, da sie von ihrer beabsichtigten Flugbahn abgewichen war.
Die nun gescheiterte H3-Mission, Testflug Nr. 1 genannt, sollte den Advanced Land Observing Satellite-3 als ein wichtiges Instrument der Regierung bei der Bewältigung von Katastrophen ins All bringen. Der Satellit hatte zudem einen Sensor des Verteidigungsministeriums dabei. Es sollte getestet werden, ob damit der Abschuss ballistischer Raketen erkannt werden kann.
Lukratives Geschäft mit Satellitenstarts
Japan will mit der H3 nicht nur im lukrativen und zunehmend umkämpften Geschäft mit Satellitenstarts stärker Fuß fassen. Laut der »Nikkei Asia« sollte sie die wachsende Nachfrage nach Trägerraketen bedienen, nachdem Russland entschieden hatte, seine Sojus-Raketen von Europas Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana abzuziehen. Daneben soll die über acht Jahre hinweg entwickelte H3 aber auch im Rahmen des von den USA geführten Artemis-Programms einen unbemannten Frachttransporter zur Internationalen Raumstation ISS schicken.
Mit einem Preis von fünf Milliarden Yen (34 Millionen Euro) pro Raketenstart ist die H3 nur etwa halb so teuer wie ihr Vorgänger, hat aber die 1,3-fache Kapazität für Satelliten. Der Start der H3 war eigentlich für das Geschäftsjahr 2020 geplant gewesen, aufgrund von Problemen bei der Entwicklung eines Haupttriebwerks aber verschoben worden.
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