Fast zwei Drittel aller Korallenriffe weltweit werden derzeit überfischt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, an der das Bremer Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) mitgewirkt hat. Unter Leitung von Jessica Zamborain-Mason von der Harvard University werteten die Experten Daten zu Fischbeobachtungen in mehr als 2000 Riffen weltweit aus, wie das ZMT mitteilte.
»An fast zwei Dritteln der Standorte wird mehr gefischt als die Bestände an Biomasse nachproduzieren können – sie werden also überfischt«, fasst Sebastian Ferse vom ZMT das Ergebnis der Studie zusammen, die in der Fachzeitschrift »Nature Communications« publiziert wurde. Die Fischbestände in nahezu jedem zehnten befischten Riff seien bereits zusammengebrochen. Sie wiesen weniger als zehn Prozent der Biomasse auf, die das Riff hätte, wenn dort kein Fisch gefangen würde.
Lange keine belastbaren Daten
Die Studie ermöglicht den Angaben zufolge erstmals einen Einblick in den weltweiten Zustand der Fischerei in Riffen. Der Fang in diesen Gebieten werde meist informell gehandelt oder selbst konsumiert, daher hätten belastbare Daten bislang nicht vorgelegen. Die Forschenden zählten für die Studie unter Wasser entlang festgelegter Bereiche Fische und bestimmten die Arten. Daten zum lokalen Fischfang wurden anhand von nationalen Statistiken rekonstruiert.
Geschätzt seien weltweit rund sechs Millionen Menschen in der Rifffischerei tätig. Der Anteil des Fangs aus Riffen an der gesamten Meeresfischerei sei in vielen Regionen groß: Im Nahen und Mittleren Osten betrage er 43 Prozent, in der Karibik 40 Prozent.
Ferse plädierte für ein besseres Fischereimanagement vor Ort und eine reduzierte Fischerei auf 80 Prozent des maximal möglichen Ertrages. Dies würde zu einer deutlichen Entspannung bei den Beständen führen. »Es ist nicht nötig, Fischerei aus dem Riff zu verbannen, um das Ökosystem zu retten«, betonte er. Die Untersuchung habe auch die Bedeutung einzelner Umweltfaktoren gezeigt: Bei Standorten mit höherer Wassertemperatur und geringerer Korallenbedeckung sei der maximale nachhaltig zu erzielende Fischertrag deutlich geringer.
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