Kourou (dpa) - Mit einem Tag Verspätung ist die »Cheops«-Mission zur Erkundung von fernen Planeten ins All gestartet. Der Satellit hob an Bord einer Sojus-Rakete am Mittwochmorgen deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab.
»Cheops« soll helle Sterne beobachten, von denen bekannt ist, dass sie von Planeten umkreist werden. Diese sogenannten Exoplaneten soll der Satellit dann näher analysieren. Am Dienstag war der geplante Start der Rakete wegen eines technischen Problems abgebrochen worden.
Bisher kennen Wissenschaftler rund 4000 solcher Exoplaneten. »Während andere Satellitenjäger sind, ist «Cheops» eine kleine Mission, die darauf ausgerichtet ist, diese bekannten Exoplaneten zu charakterisieren«, erklärt der Wissenschaftsdirektor der europäischen Weltraumagentur Esa, Günther Hasinger. Von vielen der Exoplaneten wisse man bisher nämlich nur, dass sie existieren.
Das Weltraumteleskop wird in etwa 700 Kilometern Höhe fliegen und von Spanien aus gesteuert werden. Dort wurde der Satellit auch von Airbus Defence and Space gebaut. Das wissenschaftliche Betriebszentrum liegt in der Schweiz. Es handelt sich bei der Mission um eine Partnerschaft zwischen der Esa und ihrem Mitgliedsland Schweiz.
Am Dienstag mussten die Wissenschaftler noch zittern. Die Sojus-Rakete hob nicht wie geplant ab, der Countdown wurde eine Stunde und 25 Minuten vor dem Start gestoppt. Erst Stunden später war klar: Am Mittwoch würde es einen neuen Versuch geben. Dieser ist nun geglückt - die Rakete verschwand mit einem hellen Schweif im noch dunklen Morgenhimmel von Französisch-Guayana.
»Mir ist es lieber, dass ein Start abgebrochen wird, wenn es irgendwelche Zweifel gibt. Das ist wie im Flugzeug«, sagt Nobelpreisträger Didier Queloz aus der Schweiz. Queloz und sein Kollege Michel Mayor hatten 1995 den ersten Exoplaneten entdeckt, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist. Dafür wurden sie 2019 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Queloz war am Dienstag vor Ort in Kourou und hoffte, dass der Start nur kurz verschoben werde, damit er noch live dabei sein kann. Diese Hoffnung hat sich nun für ihn erfüllt.
Der Nobelpreis habe der Erforschung von Exoplaneten neue Aufmerksamkeit verschafft, sagt er. Wissenschaft sei ein Glücksspiel, man wisse nie, was man entdecke, so der Nobelpreisträger. Das sei der große Spaß dabei. Es gebe viele bekannte Exoplaneten. »Wir nennen sie Super-Erde und Mini-Neptun und wissen nicht wirklich, aus was sie gemacht sind.«
Das soll sich nun ändern. »Cheops« (Characterising Exoplanet Satellite) soll sich vor allem auf Sterne konzentrieren, deren Exoplaneten eine Größe zwischen Erde und Neptun haben. Astronomen sollen dank »Cheops« etwa die Größe der Planeten genau bestimmen können. Dabei misst das Weltraumteleskop die sogenannte Transittiefe. Das ist der Abfall der gemessen Helligkeit eines Sterns, der durch einen vorbeiziehenden Exoplaneten verursacht wird. Sie ist direkt abhängig vom Größenverhältnis zwischen Planet und Stern.
Mit den neuen Daten von »Cheops« und bereits bekannten Informationen zur Masse eines Exoplaneten wollen Wissenschaftler auch Rückschlüsse auf Zusammensetzung und Struktur des Planeten ziehen. »Cheops wird auch einige Sterne untersuchen, bei denen wir wissen, dass sie Planeten haben, bei denen wir aber noch keine Transits gefunden haben«, sagt Esa-Wissenschaftsdirektor Hasinger.
Da kommen vor allem »Plato« und »Ariel« ins Spiel. Die beiden Folgemissionen sollen 2026 und 2028 starten. »Die große Frage ist, der Heilige Gral sozusagen, ob es irgendwo andere Planeten gibt, die möglicherweise Leben beheimaten«, sagt Hasinger. »«Plato» insbesondere ist ein Planetenjäger. «Plato» hat das Ziel, die zweite Erde zu finden.«
»Cheops« sei »eine kleine, aber feine Mission«, betont der Experte. Der Satellit wiegt rund 300 Kilogramm. Zwei Module des Satelliten steuerte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR bei. »Cheops« wurde zusammen mit weiteren Satelliten ins All geschossen - mit dabei war unter anderem der Nanosatellit »OPS-SAT«, ein kleines Weltraum-Labor. Er wurde ebenfalls von der Esa ins All geschickt und unter anderem von der TU Graz konzipiert.