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Alexander Gerst wieder auf der Erde

Er strahlte und winkte: »Astro-Alex« ist sicher von der Raumstation ISS zurückgekehrt. Eisig war das Wetter bei der Landung - und erst mal gab es einen Apfel.

Glücklich zurück
Nach sechseinhalb Monaten im All ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst mit zwei weiteren Raumfahrern sicher auf der Erde gelandet. Foto: Bill Ingalls/NASA
Nach sechseinhalb Monaten im All ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst mit zwei weiteren Raumfahrern sicher auf der Erde gelandet. Foto: Bill Ingalls/NASA

SCHESKASGAN. (dpa) - Nach sechseinhalb Monaten im All ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst mit zwei weiteren Raumfahrern sicher auf der Erde gelandet.

Seine Sojus-Raumkapsel schlug an diesem Donnerstag gegen 6.00 Uhr (MEZ) planmäßig in der Steppe von Kasachstan in Zentralasien auf. Live-Bilder zeigten, wie der 42-Jährige von der Kapsel auf einen Sitz getragen wurde. Er lachte, winkte und setzte sich eine Mütze auf. Er freue sich darauf, seine Familie zu sehen, sagte er.

Gelandet
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst nach der Landung in der Steppe von Kasachstan in Zentralasien. Foto: NASA TV
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst nach der Landung in der Steppe von Kasachstan in Zentralasien. Foto: NASA TV

Nach seiner Rückkehr kann Gerst Weihnachten bei der Familie feiern. »Ja, er hat an den Feiertagen frei, lediglich Sport und Training zum Zwecke der Regenerierung und Rehabilitation müssen durchgeführt werden«, hatte ein Sprecher des Europäischen Astronautenzentrums in Köln der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Am 27. Dezember gehe es dann weiter mit seinen Tätigkeiten. Die Mission sei noch nicht zu Ende, noch müssten die Ergebnisse ausgewertet werden, sagte Gerst nach der Landung.

Wegen der Schwerelosigkeit auf der Internationalen Raumstation ISS waren die Raumfahrer direkt nach der Landung auf Hilfe angewiesen. Zunächst war der Russe Sergej Prokopjew aus der Kapsel geholt worden, dann folgte seine US-Kollegin Serena Auñón-Chancellor und schließlich Gerst, sichtlich glücklich und guter Dinge. Traditionell wurde den Raumfahrern an der Landestelle südöstlich der Stadt Scheskasgan ein Apfel gereicht.

Der Rückflug von der Internationalen Raumstation ISS hatte mehr als drei Stunden gedauert. Dabei wirkten zeitweise massive Kräfte auf die Raumfahrer. »Ich kann kaum atmen, weil meine Zunge so stark an den Gaumen gedrückt wird«, beschrieb Gerst 2014 seinen Rückflug von seiner ersten ISS-Mission. »Es gibt eine Landung. Willkommen zu Hause«, twitterte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos schließlich.

Beim Umstieg
Die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor (l-r), Alexander Gerst und der Russe Sergej Prokopjew bereiten sich darauf vor, von der ISS in die Sojus-Raumkapsel umzusteigen. Foto: NASA
Die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor (l-r), Alexander Gerst und der Russe Sergej Prokopjew bereiten sich darauf vor, von der ISS in die Sojus-Raumkapsel umzusteigen. Foto: NASA

Temperaturen von etwa minus zehn Grad warteten auf die Raumfahrer. Sie waren am 6. Juni zur ISS aufgebrochen. Es war Gersts zweite Mission auf dem Außenposten der Menschheit. Der 42-Jährige aus dem baden-württembergischen Künzelsau hatte Anfang Oktober als erster Deutscher das Kommando auf der ISS übernommen. Am Dienstag übergab er es an seinen russischen Kollegen Oleg Kononenko.

Gerst sollte noch am Donnerstag zurück nach Deutschland fliegen. Um 20.45 Uhr wurde er am Flughafen Köln/Bonn erwartet. Danach soll es für ihn zu einer medizinischen Forschungsanlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln gehen. Seine Heimatstadt Künzelsau plant für nächsten Sommer eine große Feier zu Ehren Gersts.

Alexander Gerst
Alexander Gerst vor seinem Abflug zur Raumstation ISS. Foto: Dmitri Lovetsky, AP/Archiv
Alexander Gerst vor seinem Abflug zur Raumstation ISS. Foto: Dmitri Lovetsky, AP/Archiv

Über der ISS-Mission von »Astro-Alex« schien zeitweise kein guter Stern zu stehen. Mitte Oktober gab es beim Start einer russischen Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur zur ISS eine Panne. Die beiden Raumfahrer Alexej Owtschinin und Nick Hague überlebten den Fehlstart dank einer Notlandung. Lange war unklar, ob Gerst noch vor Weihnachten zur Erde zurückkehren kann.

Zuvor war an seiner Raumkapsel »Sojus-MS09«, mit der er ins All flog und nun auch zurückkehrte, ein kleines Loch entdeckt worden. Erst in der vergangenen Woche hatten zwei Kosmonauten es inspiziert. Das mysteriöse Bohrloch wurde mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet. Der genaue Grund für das Loch ist noch nicht geklärt, aber Gerst bringt Proben zur Erde mit. Experten hoffen, damit endlich die Ursache klären zu können.

Nach Angaben von Roskosmos ist der nächste bemannte Start zur ISS für den 1. März 2019 geplant.

Nach Thomas Reiter und Hans Schlegel war Alexander Gerst der dritte deutsche Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS und der elfte Deutsche im All. Ein Steckbrief:

- geboren am 3. Mai 1976 in Künzelsau (Baden-Württemberg)

- Studium der Geophysik und Geowissenschaften in Karlsruhe und Wellington (Neuseeland)

- 2004 bis 2009 Mitarbeiter am Institut für Geophysik der Uni Hamburg

- seit 2009 im Astronautenkorps der europäischen Raumfahrtbehörde ESA

- Promotion 2010 über einen Vulkan in der Antarktis

- erster Flug zur Raumstation ISS im Mai 2014

- Start der zweiten Mission »Horizons« im Juni 2018 (dpa)