Afghanistan hat eine landesweite Impfkampagne gegen das Poliovirus angekündigt. Wie das von den Taliban geführte Gesundheitsministerium mitteilte, sollen von Montag an mehr als 8,8 Millionen Kinder gegen die auch als Kinderlähmung bekannte Krankheit geimpft werden. Die Zahl der in diesem Jahr festgestellten Fälle sei besorgniserregend, sagte der Taliban-Gesundheitsminister Kalandar Ebad.
Die Kampagne sei auf einen Zeitraum von vier Tagen ausgelegt, werde aber in 42 Bezirken im Osten des Landes, wo das Ansteckungsrisiko sehr hoch sei, auf eine Woche ausgeweitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor gewarnt, dass die Rückkehr Hunderttausender Afghanen nach Massenabschiebungen aus dem Nachbarstaat Pakistan das Risiko einer Ausbreitung des Virus erhöhe.
Krankheit ohne Heilung
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen hervorrufen und zum Tod führen kann. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Die Krankheit ist im Zuge von Impfkampagnen in den meisten Ländern der Welt ausgerottet worden. Afghanistan zählt zu den wenigen Ländern, in denen es noch regelmäßig zu Erkrankungen mit dem Wildtyp des Erregers kommt.
In der Vergangenheit wurden Impfteams in Afghanistan immer wieder angegriffen. Extremisten verbreiten zudem Verschwörungstheorien über angebliche Nebenwirkungen. Vor ihrer Machtübernahme vor zwei Jahren hatten die Taliban in von ihnen kontrollierten Gebieten die Impfungen noch verboten. Die Vereinten Nationen (UN) verhandelten jedoch erfolgreich über eine Wiederaufnahme des Impfprogramms.
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