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Zusätzliche Finanzspritze für mehr Tierschutz im Stall

Mit dem Halten von Tieren auf engstem Raum - nur des Ertrags wegen - soll Schluss sein. Landwirtschaftsminister Özdemir will Bauern bei der Umgestaltung finanziell kräftig unterstützen.

Agrargenossenschaft Züllsdorf
So geht's auch: Kälber in einem offenen Stall in der Agrargenossenschaft Züllsdorf (Landkreis Elbe-Elster). Foto: Soeren Stache
So geht's auch: Kälber in einem offenen Stall in der Agrargenossenschaft Züllsdorf (Landkreis Elbe-Elster).
Foto: Soeren Stache

Das Bundeslandwirtschaftsministerium plant eine zusätzliche Finanzspritze für den Umbau der Tierhaltung hin zu besseren Bedingungen in den Ställen.

Im Blick stehen dafür eine Milliarde Euro verteilt auf die Jahre 2023 bis 2026, wie es am Donnerstag aus Koalitionskreisen hieß. Zuvor hatte das Fachmagazin »Top Agrar« darüber berichtet.

Minister Cem Özdemir (Grüne) sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, beim Umbau wolle man Tempo machen. »Vor allem müssen wir damit jetzt schnell loslegen.« Deshalb verhandele er gerade mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) über »eine erste zusätzliche Anschubfinanzierung« für den Stallumbau. Nähere Angaben dazu wurden vorerst nicht gemacht.

Abschied von ausbeuterischem System

Özdemir betonte das Ziel, dass Tiere besser gehalten werden. »Wir müssen weg von einem ausbeuterischen System, dass möglichst viele Tiere in Ställe zwängt - mit katastrophalen Folgen für Tiere, Umwelt und Klima.« Tierzahlen müssten auch wieder mit der Fläche von Agrarbetrieben in Einklang gebracht werden.

Die geplante verpflichtende Haltungskennzeichnung werde Verbrauchern offenlegen, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden, sagte Özdemir. Dafür solle in diesem Jahr die gesetzliche Grundlage auf den Weg gebracht werde.

Landwirte, die bislang im Stich gelassen worden seien, sollten dabei unterstützt werden, Tiere besser zu halten. »Wie im Koalitionsvertrag festgehalten, arbeiten wir auch an einem solidarischen Abgabesystem auf Fleischprodukte«, erläuterte Özdemir. Das Modell soll laut Ministerium auch in diesem Jahr auf den Weg kommen. Im Gespräch ist unter anderem eine »Tierwohlabgabe«, denkbar wären nach Empfehlungen einer Expertenkommission etwa 40 Cent mehr pro Kilogramm Fleisch.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten erklärte, eine Anschubfinanzierung von 250 Millionen Euro pro Jahr wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Für den Umbau der Tierhaltung müsse aber viel mehr Geld in die Hand genommen werden. Dafür müsse die FDP eine Blockadehaltung gegen Maßnahmen wie eine Sonderabgabe oder eine Mehrwertsteueranhebung für tierische Produkte aufgeben.

© dpa-infocom, dpa:220303-99-373176/2