Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - besser bekannt als die fünf »Wirtschaftsweisen« - legt heute (12.00 Uhr) in Berlin sein Jahresgutachten vor.
Es wird erwartet, dass die Ökonomen ihre Prognosen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland wie zuvor die Bundesregierung herunterschrauben. In Deutschland wird ein Mangel an Fachkräften etwa am Bau oder bei IT-Experten zu einem zunehmenden Problem, es kommt zu Kapazitätsengpässen. Im dritten Quartal haben außerdem massive Probleme der wichtigen Autoindustrie auf das neue Abgas-Prüfverfahren WLTP das Wachstum gebremst.
Weltweit gibt es Risiken vor allem wegen Handelskonflikten, wie denen zwischen den USA und China sowie den USA und der EU. Ein geringeres globales Wachstum trifft auch die Exportnation Deutschland. Daneben herrscht Unsicherheit, weil der Ausstieg Großbritanniens aus der EU weiter unklar ist.
Wie verschiedene Medien berichteten, gehen die Sachverständigen für das laufende Jahr noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,6 Prozent aus. Bislang hatten sie mit einem Plus von 2,3 Prozent gerechnet. 2019 soll das Wirtschaftswachstum 1,5 Prozent betragen. Im März war der Sachverständigenrat noch von 1,8 Prozent ausgegangen. Das berichteten die Neue Berliner Redaktionsgesellschaft (»Südwest Presse«, »Märkische Oderzeitung«, »Lausitzer Rundschau« /Mittwoch) sowie die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«/Mittwoch).
Die Bundesregierung hatte ihre Prognosen Mitte Oktober gesenkt. Sie rechnet im laufenden Jahr sowie 2019 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte aber zugleich betont, die deutsche Wirtschaft werde im kommenden Jahr in ihr zehntes Wachstumsjahr gehen. Der Aufschwung komme zunehmend bei den Bürgern an: Die Löhne stiegen, die Arbeitslosigkeit sinke.
Die deutsche Wirtschaft fordert von der Bundesregierung seit langem steuerliche Entlastungen für Unternehmen - unter Verweis auf eine Unternehmenssteuer-Reform in den USA und anderen Ländern. Dies drohe, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen zu gefährden.
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte allerdings Forderungen nach einer Steuerreform oder einer vollen Abschaffung des Solidaritätsbeitrags eine Absage erteilt. (dpa)