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Weltbank: Ukrainisches BIP wird sich 2022 fast halbieren

Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine werden dramatisch sein. Dafür spricht auch eine neue Prognose der Weltbank. Auch Russlands Wirtschaft bricht ein.

Zerstörung in Borodjanka
Ukrainische Feuerwehrleute arbeiten an einem durch russischen Beschuss zerstörten Wohnhaus in Borodjanka. Foto: Petros Giannakouris
Ukrainische Feuerwehrleute arbeiten an einem durch russischen Beschuss zerstörten Wohnhaus in Borodjanka.
Foto: Petros Giannakouris

Infolge des russischen Angriffskriegs wird sich die Wirtschaftsleistung der Ukraine in diesem Jahr nach Schätzung der Weltbank fast halbieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im Vergleich zum Vorjahr um rund 45 Prozent einbrechen, lautet die Weltbank-Prognose.

Die Organisation schränkte jedoch ein, dass »das Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs« von »der Dauer und der Intensität des Kriegs« abhängen werde. Im Januar, also vor Beginn des Kriegs Ende Februar, hatte die Weltbank in einer Prognose für die Ukraine noch ein Wirtschaftswachstum von rund 3 Prozent erwartet.

Auswirkungen »verheerend«

»Viele Aspekte der ukrainischen Wirtschaft brechen zusammen«, erklärte die Weltbank. Die Auswirkungen von Krieg, Flucht und Vertreibung auf die Armut in der Ukraine werden wahrscheinlich ebenfalls »verheerend sein«, wie es weiter hieß. Gemessen an der statistischen Armutsgrenze von 5,50 US-Dollar pro Tag für Länder mit vergleichbarem Einkommen dürfte der Anteil der ukrainischen Bevölkerung, der in Armut lebt, von 1,8 Prozent auf 19,8 Prozent hochschnellen, warnte die Weltbank.

»Das Ausmaß der vom Krieg ausgelösten humanitären Krise ist erschütternd«, erklärte die für Europa und Zentralasien zuständige Vizepräsidentin der Weltbank, Anna Bjerde. Die Ukraine brauche »sofort massive finanzielle Unterstützung«, um die Wirtschaft zu stabilisieren und den Bürgern zu helfen, betonte Bjerde.

Wirtschaftsprognosen für die Ukraine sind derzeit mit sehr hoher Unsicherheit verbunden, weil niemand vorhersagen kann, wie der Krieg weitergehen wird - und wie lange die Kämpfe anhalten werden. Die Tendenz der Prognosen dürfte aber aussagekräftig sein.

»Der Krieg hat eine bedeutende Menge der produktiven Infrastruktur zerstört - darunter Schienen, Brücken, Häfen und Straßen -, weswegen wirtschaftliche Aktivitäten in weiten Teilen dieser Gebiete unmöglich geworden sind«, erklärte die Weltbank. Der Handel ist zum Erliegen gekommen, genauso wie der Großteil der Exporte, die normalerweise durch die Häfen am Schwarzen Meer verschifft würden. Auch die Landwirtschaft, ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Ukraine, sei wegen des Kriegs vielerorts unterbrochen. Es sei daher damit zu rechnen, dass die Folgen des Konflikts das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine auch über das Jahr hinaus schwächen werden, so die Weltbank.

Auch Russlands Wirtschaft betroffen

Die russische Wirtschaft wiederum dürfte infolge der beispiellosen Sanktionen westlicher Nationen laut Weltbank dieses Jahr um 11,2 Prozent schrumpfen. Die heimische Nachfrage werde rückläufig sein, weil Arbeitsplätze verloren gehen, Einkommen sinken, die Armut, die Inflation und Unterbrechungen der Lieferketten zunehmen, erläuterte die Weltbank. Im Januar hatte die Bank für Russland noch ein geringes Wirtschaftswachstum erwartet.

Infolge des Kriegs werde die Wirtschaft in diesem Jahr auch in anderen Staaten der Region schrumpfen, darunter Belarus, Moldau, Kirgistan und Tadschikistan. Handelsströme seien unterbrochen oder gestört, zudem dürften in Russland lebende Bürger dieser Staaten absehbar weniger Geld nach Hause zu ihren Familien schicken. Solche Überweisungen machen in manchen Ländern - etwa Kirgistan und Tadschikistan - fast 30 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, hieß es. Die Länder der Region seien auch für einen großen Teil ihrer Importe von Weizen auf Russland und die Ukraine angewiesen.

© dpa-infocom, dpa:220411-99-875043/3