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Volkswirte: Es geht mit der Konjunktur nur langsam aufwärts

Die deutsche Wirtschaft hatte vor allem wegen der lahmenden Industrie zuletzt zu schnaufen - im begonnenen Jahr 2020 könnte es wieder etwas besser werden. Aber Volkswirte warnen: Es geht nicht schnell und es ist kein Selbstläufer.

Containerumschlag im Hamburger Hafen
Containerumschlag im Hamburger Hafen. Foto: Christian Charisius/dpa
Containerumschlag im Hamburger Hafen. Foto: Christian Charisius/dpa

Nürnberg (dpa) - Die Talsohle in der deutschen Industrie scheint in Sicht oder sogar schon durchschritten - doch die Konjunktur braucht noch Erholungszeit.

Volkswirte führender Finanzinstitute in Deutschland rechnen nicht mit einer schnellen Rückkehr zu hohen Wachstumswerten in der Bundesrepublik. »Das wird eine Zeit dauern«, sagte Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sie rechnet mit einem Wachstum von 0,6 Prozent im laufenden Jahr, so wie schon 2019 nach der vorläufigen offiziellen Berechnung. Erst 2021 werde wieder ein Wert über 1,0 Prozent erreicht.

Auch der Arbeitsmarkt, seit Mai vergangenen Jahres von leicht steigenden Arbeitslosenzahlen betroffen, werde sich nicht blitzschnell umkehren. Marc Schattenberg von der Deutschen Bank geht von einem saisonalen Anstieg der Arbeitslosenzahl im Januar um 206 000 auf rund 2,433 Millionen aus - eine durchaus übliche Steigerung in diesem Monat, wenn Saisonarbeitskräfte auf dem Bau oder aus dem Weihnachtsgeschäft wegfallen. Saisonbereinigt könnte es einen leichten Anstieg um 5000 geben. Die Wirtschaft sieht der Experte der Bank schon im laufenden Jahr wieder bei einem Wachstum von 1,0 Prozent - allerdings nur aufgrund einer günstigen Arbeitstageverteilung im Kalender, die allein für 0,4 Prozentpunkte verantwortlich sei.

Wie Utermöhl und Schattenberg geht auch deren Kollegin Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW-Gruppe, von einer zunächst steigenden Arbeitslosigkeit in Deutschland aus. »Eine Umkehr der schwachen Arbeitsmarktentwicklung ist wohl frühestens zum Jahresende zu erwarten«, betonte sie. Achillesferse blieben die außenwirtschaftlichen Risiken. Utermöhl warnte, ein Brexit ohne Freihandelsabkommen mit der EU sei noch nicht vom Tisch. Und auch der amerikanisch-chinesische Handelsstreit sei keineswegs ausgestanden.

Die Hochphase am Arbeitsmarkt, mit ständig sinkenden Arbeitslosenzahlen, sei wohl vorbei, sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. »Die konjunkturelle Lage verbessert sich etwas, der Abwärtstrend in der Industrie scheint gestoppt«, betonte er. »Die schlimmsten Befürchtungen mit Bezug auf die Industrie haben sich erst einmal nicht bewahrheitet«, betonte er. Auch konjunkturell sieht er eher eine Seitwärtsbewegung. »Dass wir jetzt die Erfolgsgeschichte weiterschreiben, das wäre jetzt noch ein bisschen früh.«