Frankfurt/Main (dpa) - Der Keramikhersteller Villeroy und Boch strebt die größte Übernahme in seiner mehr als 270-jährigen Geschichte an.
Eine Entscheidung über einen möglichen Kauf des Konkurrenten Ideal Standard solle voraussichtlich bis zur Hauptversammlung Ende März (27.3.) fallen, sagte Vorstandschef Frank Göring am Donnerstag in Frankfurt. Preisverhandlungen würden im Moment noch nicht geführt. Aktuell prüfe man die Bücher von Ideal Standard. Villeroy und Boch sei sehr konservativ unterwegs. »Auch wenn wir vom Dorf sind, doof sind wir nicht.«
Villeroy und Boch hatte jüngst sein Interesse an dem Hersteller von Badezimmer-Keramik und Armaturen öffentlich gemacht. Bei einer Übernahme des Konkurrenten würde das Traditionsunternehmen aus dem saarländischen Mettlach seinen Umsatz rein rechnerisch auf mehr als 1,5 Milliarden Euro nahezu verdoppeln.
Als Vorteile einer möglichen Übernahme nannte Göring die Größe des neuen Unternehmens, die unterschiedlich starke geografische Präsens der Firmen sowie das Armaturengeschäft, in dem Villeroy und Boch bislang nicht tätig ist. »Ich habe das Gefühl, dass wir für dieses Unternehmen eine schöne neue Heimat wären«. Die in Brüssel ansässige Ideal Standard Gruppe erwirtschaftet mit weltweit rund 9000 Mitarbeiten nach eigenen Angaben einen jährlichen Umsatz von rund 730 Millionen Euro. Das Unternehmen ist aktuell im Besitz von Finanzinvestoren.
Berichte über einen Streit innerhalb der Eigentümerfamilie von Villeroy und Boch wegen des Vorhabens wies Göring zurück. Eine intensive Diskussion müsse stattfinden, damit alle hinter einer Entscheidung stünden. »Es geht um viel Geld«. Villeroy und Boch ist seit 1990 an der Börse notiert. Das Sagen haben aber weiterhin die Gründerfamilien, die die stimmberechtigten Stammaktien halten.
Für das laufende Jahr zeigte sich Villeroy und Boch zuversichtlich. Der Hersteller von Keramikprodukten für Bad und Toilette sowie Geschirr erwartet einen leichten Anstieg von Umsatz und Ergebnis (Ebit). Im vergangenen Jahr hatten vor allem schwächere Geschäfte im Bereich Bad und Wellness zu einem Umsatzrückgang um 2,3 Prozent auf 833 Millionen Euro geführt. »Es war kein gutes Badjahr«, sagte Göring. Zuletzt habe die Entwicklung aber wieder nach oben gezeigt. Der Bereich Tischkultur habe sich dagegen sehr erfreulich entwickelt.
Das operative Ebit verringerte sich im vergangenen Jahr um 4,9 Prozent auf 51 Millionen Euro. Dank eines Sonderertrags aus dem Verkauf eines ehemaligen Werkgeländes in Luxemburg stand unter dem Strich ein Gewinn von 80,4 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.