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Verspätete oder verlorene Briefe: Post räumt Probleme ein

Wer vergeblich auf einen Brief wartet, kann sich bei der Bundesnetzagentur beschweren. In den vergangenen Monaten erreichten die Behörde erstaunlich viele Beschwerden. Nun bezieht die Post Stellung.

Deutsche Post
Ein Fahrrad von der Deutschen Post steht an einer Straße. Foto: Sven Hoppe
Ein Fahrrad von der Deutschen Post steht an einer Straße.
Foto: Sven Hoppe

Die Deutsche Post hat bei der Zustellung von Briefen erhebliche Probleme eingeräumt. In bestimmten »Hotspots« fehlten bis zu 30 Prozent des Personals, sagte das zuständige Post-Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner am Mittwoch in Bonn. Dies liege unter anderem an einem hohen Corona-Krankenstand.

In anderen Gegenden sehe es besser aus, im Gesamtschnitt fehlten zwei Prozent des Personals in der Zustellung. Die Personalprobleme führten dazu, dass von den rund 50.000 Zustellbezirken 100 nicht bedient werden könnten. Hagleitner betonte, dass das Netz bundesweit stabil sei. »Aber die lokalen Probleme möchte ich nicht beschönigen.«

Als Beispiele für betroffene Gegenden nannte Hagleitner Teile von Berlin sowie generell Ballungszentren und den süddeutschen Raum. Bei den Zustellproblemen geht es im Schwerpunkt um Briefe, bei der Paket-Auslieferung sieht es besser aus. Von Juli bis September gingen bei der Bundesnetzagentur 11.500 Beschwerden wegen verlorener oder verspäteter Sendungen ein. Die allermeisten davon richteten sich gegen den Marktführer, die Deutsche Post DHL.

Noch nicht über den Berg

Der Dreimonatswert war höher als die Gesamtzahl aller Beschwerden im ersten Halbjahr (8900). Zählt man alle Beschwerden der ersten drei Quartale zusammen, so sind es schon jetzt ein Drittel mehr als im ganzen Vorjahr (15.100). Nach den Worten des Produktionschefs von Post & Paket Deutschland, Thomas Schneider, haben die Zustellprobleme zuletzt etwas nachgelassen. »Die betrieblichen Kennzahlen entwickeln sich deutlich in die positive Richtung.« Man sei aber »noch nicht über den Berg«.

Vorständin Hagleitner begründete die Probleme mit einer schwierigen Lage am Arbeitsmarkt - es sei schwieriger als früher, Fachkräfte zu finden. Zudem spiele eine Rolle, dass Kunden und Wettbewerber, die das Post-Netz mitnutzen, mehr Volumina einliefern und die Netzbelastung dadurch steige. Außerdem sei der Krankenstand sehr hoch. Habe man im Juli 2021 noch 100 Corona-Krankmeldungen gehabt, so seien es im Juli 2022 schon 6800 gewesen.

Beim Umgang mit den Problemen räumte das Management Fehler ein. Notfallpläne seien mitunter zu spät aktiviert worden. »Das müssen wir ganz selbstkritisch so sagen«, sagte Manager Schneider. Der Konzern hatte sich vor zwei Jahren mit der Bundesnetzagentur auf Maßnahmen geeinigt, um flexibler auf Engpässe beim Personal reagieren zu können. Die Pläne sehen unter anderem vor, dass in den Hotspots jeder Haushalt nur noch jeden zweiten Tag angelaufen wird und sich die Briefzustellung dadurch verlangsamt. Diese erste Stufe der Maßnahmen greife nun in einzelnen Zustellbezirken, um die Spitzen abzufangen und den Druck zu reduzieren, berichtete die Post.

Vorgaben eingehalten

Die Post ist gesetzlich verpflichtet, dass mindestens 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag zugestellt werden. Diese Vorgabe hält die Post nach eigener Darstellung trotz der Zustellprobleme ein. Manager Schneider sagte, dass man bei 83 bis 84 Prozent liege. Früheren Firmenangaben zufolge lag diese Quote für die Zustellung am nächsten Tag im Jahr 2020 noch bei 88,7 Prozent.

Aus der Politik kam Kritik. Anstatt die Menschen mit den Zustellproblemen zu überraschen, hätte die Post früher die Karten auf den Tisch legen sollen, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben. »Ein Konzern wie die Post hätte durch eine offene Kommunikation und gegebenenfalls eine Informationskampagne um Verständnis für die Situation werben sollen«, sagte der Liberale. »Das hätte ihr manchen Ärger und Vertrauensverlust erspart.«

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser sagte, dass die Probleme bei er Briefzustellung hausgemacht seien. »Sie sind Folge der Teilprivatisierung und des massiven Renditedrucks, der inzwischen auf der Deutschen Post lastet und in dessen Folge immer wieder vor allem beim Personal gespart wurde.« Die Personalpolitik mit nur befristeten Neueinstellungen sei verfehlt.

Unterdessen rüstet sich die Post für das immense Sendungsaufkommen, das sie im anstehenden Weihnachtsgeschäft erwartet. Bis zu 11 Millionen Pakete pro Tag wird die Post in der Zeit vor Heiligabend nach Firmenschätzung zustellen. Helfen sollen hierbei nicht nur extern eingestellte Saisonkräfte, sondern auch zusätzliche Beschäftigte aus den eigenen Reihen: Bis zu 10.000 Verwaltungskräfte sollen in diesem Jahr bei Bewältigung der Sendungsmengen helfen.

© dpa-infocom, dpa:221102-99-354818/4