BERLIN. Schnell weg damit! Sie stört bloß. Steht zwischen dem gewünschten Produkt und dem Konsumenten. Macht im Zweifel auch noch ein schlechtes Gewissen - von wegen Plastikmüll und so.
»Die Verpackung ist immer das, was die Leute nicht haben wollen«, sagt Experte Sebastian Klaus. Er ist Professor für Verpackungstechnik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Dabei sei sie so wichtig: Sie sorgt dafür, dass ein Produkt gut gelagert und unbeschadet transportiert werden kann - und schließlich in optimalem Zustand bei Verbraucherin oder Verbraucher ankommt.
Bei Getränken ist der Karton aus mit Kunststoff beschichtetem Papier noch immer weit vorne. Vor 70 Jahren - am 18. Mai 1951 - vorgestellt, setzt man diese Verpackungsart heute meist mit ihrem Markennamen gleich: Tetra Pak. Seinen Namen bekam dieser, weil er ursprünglich die Form eines Tetraeders hatte. Doch was war eigentlich das Besondere daran? Ein Packstoff von der Rolle, der in der Maschine zum Beutel wird - das sei einfach eine sehr gute Idee gewesen, erklärt Klaus. »Es war ein Wechsel von schweren Glasflaschen zu einem völlig neuen Produkt.«
Sich Gedanken über eine geeignete Verpackung für Lebensmittel zu machen, war allerdings nicht neu. Bereits vor Tausenden von Jahren stellten Menschen Verpackungen her, um ihre Nahrung zu schützen. Unsere Ahnen hoben Erdgruben aus und deckten sie mit Steinen oder Ästen ab. Später verwendeten sie verschiedene Materialien aus der Natur, um Dinge zu verpacken. Sie nutzten etwa Tierhäute, Blätter, flechtbare Pflanzenteile und Lehm oder Ton, aus dem sie Gefäße herstellten.
Mit dem Handel ergab sich eine neue Herausforderung: Bis dahin galt es, den eigenen Bedarf an Nahrung zu decken, und die Verpackungen hatten diesem Zweck zu dienen. Um mit Waren handeln zu können, mussten diese jedoch transportiert werden - teilweise über weite Strecken. Dementsprechend mussten Behältnisse her, die die Belastungen unterwegs aushielten.
Dafür dienten zum einen Körbe, die bereits vor etwa 6000 Jahren zum ersten Mal geflochten worden waren. Von den Römern stammt der Vorläufer einer noch heute gängigen Verpackung: die Kiste. Die »cista« hatte eine Basis aus Holz und bestand ansonsten in der Regel aus Geflecht. Ganz hölzern hingegen waren Fässer zum Transport von Flüssigkeiten. Des Weiteren fanden Säcke unter römischem Einfluss den Weg nach Mitteleuropa. In ihnen wurden vor allem Gewürze und sonstige exotische Produkte transportiert.
Mit der Industrialisierung entwickelten sich in Europa auch die Herstellungsmöglichkeiten für Verpackungen weiter: Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden Glas- und Kartonverpackungen maschinell produziert. Von der beschichteten Variante für Getränke war man indes noch entfernt - ebenso wie von den heute vielfach eingesetzten verschiedenen Arten von Kunststoff-Verpackungen.
Damit ist man beim emotionalen Dauerbrenner-Thema Plastikmüll. Verpackungsexperte Klaus hält eine differenzierte Betrachtung für notwendig. »Da werden häufig Kriterien vermischt.« Ein Beispiel: ein Beutel für Nudeln. »Er hat eine geringe CO2-Bilanz, weil man dafür wenig Material braucht und er leicht ist. Aber das Material ist nicht nachwachsend und nicht abbaubar.«
Ein Gurkenglas schneide dagegen beim CO2 deutlich schlechter ab. Doch man kann es gut wiederverwerten: »einschmelzen und ein neues herstellen, bis in alle Ewigkeit«. Klaus ist davon überzeugt, dass es langfristig bei allen Verpackungsarten in Richtung des geschlossenen Kreislaufs geht. Dann müsste auch der Konsument nicht mehr ein so schlechtes Verpackungsgewissen haben. (dpa)