Immer mehr Waren müssen transportiert werden, doch die Logistikbranche steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Zu viel Papierkram und zu wenige Lastwagenfahrer gehören zu den Themen, die auf der internationalen Transport-Logistik-Messe in München diskutiert werden - aber auch die Verteilung des Güterverkehrs zwischen Straße und Bahn.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verteidigte bei der Eröffnung der Messe sein Bekenntnis zum Straßenausbau. Ohne ihn sei der steigende Transport von Gütern und Paketen nicht zu bewältigen, betonte er.
Auch in Zukunft würden Lkw die Hauptrolle im Güterverkehr spielen und nicht Schiff und Bahn, sagte Wissing. Allerdings müsse auch der Transport auf der Straße klimaneutral werden.
Deutschland fehlen die Lkw-Fahrer
Den Vorstandschef des Logistikkonzerns Dachser, Burkhard Eling, beschäftigt besonders der Fahrermangel. Wenn dieser weiter wachse, »werden das am Ende alle spüren«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur: Transporte würden teurer und von der Industrie bis zum Supermarktregal drohten Versorgungslücken.
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie wichtig Logistik und funktionierende Lieferketten seien. In Deutschland fehlten heute schon 70.000 Lkw-Fahrer, Tendenz steigend, sagte Eling und mahnte seine Branche: »Das Arbeitsumfeld muss attraktiver werden.« Dazu gehörten höhere Löhne, gute Ausbildung und auch mehr Unterstützung durch Digitalisierung. »Die Logistik hat da Aufholbedarf. Heute passiert noch zu viel auf Papier«, sagte er. Mit Digitalisierung könnten die Routen und das Be- und Entladen besser geplant und die Fahrer entlastet werden. Weniger Leerfahrten sparten Geld und seien auch ein Beitrag zum Klimaschutz.
Mit autonom fahrenden Lastwagen im Fernverkehr rechnet Eling erst in fünf bis zehn Jahren in nennenswertem Umfang. Im Nah- und städtischen Verteilerverkehr sei der Einsatz fahrerloser Lastwagen noch viel schwieriger: An der Tür läuten und das Online-Päckchen abgeben, würden diese kaum lernen können.
Was kommt nach dem Diesel-Lkw
Die weltweit größte Messe für Logistikfirmen findet alle zwei Jahre statt und dauert bis Freitag. Auch hier wird über die Nachfolger des Diesel-Lkws diskutiert werden. Eling sagte, im Nah- und Verteilerverkehr dürfte der batterieelektrische Antrieb das Rennen machen, im Fernverkehr dagegen der E-Motor mit Wasserstoff und Brennstoffzelle. Das werde aber noch 15 bis 20 Jahre dauern. Bei der Versorgung mit Wasserstoff und beim Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellennetzes sei auch die Politik gefragt.
Wissing mahnte an, in der Frage des Antriebs technologieoffen zu sein. Grundsätzlich erwartet er bei klimaneutralen Lastwagen aber einen schnellen Markthochlauf in den kommenden Jahren.
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