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Vallourec-Werkschließung: Scharfe Kritik vom Betriebsrat

Für die 2400 Beschäftigte zweier traditionsreicher Rohrwerke war es ein Schock: Spätestens in anderthalb Jahren fallen ihre Jobs weg. Das Management sieht das als zwangsläufigen Schritt.

Vallourec
Betriebsrat Vilson Gegic spricht zu den Vallourec-Mitarbeitern. Foto: Roberto Pfeil
Betriebsrat Vilson Gegic spricht zu den Vallourec-Mitarbeitern.
Foto: Roberto Pfeil

Nach der angekündigten Schließung von zwei Rohrwerken des französischen Konzerns Vallourec in Nordrhein-Westfalen hat die Belegschaft ihre tiefe Enttäuschung zum Ausdruck gebracht.

Zu einer Informationsveranstaltung des Betriebsrats auf dem Düsseldorfer Werksgelände kamen am Donnerstag knapp 1000 Beschäftigte, wie die IG Metall mitteilte. Kleine Kreuze mit Teelichtern, die aufgestellt wurden, sollten eine Friedhofsstimmung visualisieren. An einem großen Kreuz hing eine Puppe, die die Belegschaft insgesamt symbolisieren sollte.

»Vallourec hat uns aufgegeben und will uns jetzt schnellstmöglich abwickeln«, sagte der Betriebsrat Vilson Gegic bei der Veranstaltung. Man werde aber »weiterkämpfen«, um von dem Management Zugeständnisse zu erreichen.

Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr

Am Mittwochabend hatte der französische Konzern die Schließung der beiden traditionsreichen deutschen Werke in Düsseldorf und in Mülheim an der Ruhr bekanntgegeben. »Ökonomisch ist das unausweichlich«, verteidigte der Vallourec-Deutschlandchef Herbert Schaaff den Schritt am Donnerstagvormittag gegenüber der Presse - das Deutschlandgeschäft sei verlustreich gewesen.

Es habe zwar Kaufangebote von drei Finanzinvestoren gegeben, diese seien aber »enttäuschend« gewesen und hätten kein zukunftsfähiges Konzept enthalten. Industriekonzerne wiederum seien nicht bereit gewesen zur Übernahme der Werke mit insgesamt 2400 Beschäftigten, davon 1650 in Düsseldorf und 750 in Mülheim an der Ruhr.

Nach den Worten von Manager Schaaff war ein Fortführungskonzept geprüft worden, bei dem das Personal um mindestens ein Drittel gekürzt worden wäre. Das Konzept wäre laut internen Prognosen aber »wirtschaftlich nicht tragfähig« gewesen. »Da hätten wir frühestens in vier, fünf Jahren mit einem positiven Ergebnis rechnen können.«

Gewerkschaft fordert soliden Sozialtarifvertrag

Bei der Betriebsrat-Veranstaltung machte IG Metaller Karsten Kaus wenig später seinem Unmut über den Firmenkurs Luft. »Der Verkaufsprozess war eine Farce und wir bezweifeln, dass das vorgelegte Fortführungskonzept überhaupt bis ins Detail geprüft worden ist.« Die Gewerkschaft fordert nun »einen soliden Sozialtarifvertrag, um die sozialen Härten so gut es geht abzufedern«. Umfangreiche Abfindungsprogramme seien nötig. »Und wenn wir mit Reden nicht weiterkommen, dann ist auch alles vorbereitet für den Arbeitskampf«, sagte Kaus.

Die beiden Werke gehörten früher zur Mannesmannröhren-Werke AG. Das Düsseldorfer Werk im Stadtteil Rath bestand seit 1899, das Werk in Mülheim seit 1966. Vallourec Deutschland hatte bereits 2020 einen anderen Standort in Düsseldorf geschlossen. Seit 2015 hat die Firma hierzulande bereits rund 1400 Stellen abgebaut.

Ein kleines Forschungszentrum im sächsischen Riesa will der französische Konzern weiterbetreiben, seine Deutschland-Produktion gibt er hingegen auf. Das Geschäft mit Rohren für Öl- und Gasfelder soll nach Brasilien verlagert werden, das Geschäft mit Rohren für den Maschinen- und Anlagenbau soll hingegen eingestellt werden. »Das ist eine strategische Entscheidung, die muss man so hinnehmen«, sagte Schaaff.

© dpa-infocom, dpa:220519-99-354590/3