Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt den Leitzins wie erwartet zum fünften Mal in Folge unverändert auf hohem Niveau und setzt weiter auf Zinssenkungen in diesem Jahr. Der Leitzins liegt nun weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat in Washington mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Der Leitzins ist damit weiterhin so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr.
»Die Inflation ist immer noch zu hoch, weitere Fortschritte bei ihrer Senkung sind nicht sicher, und der weitere Weg ist ungewiss«, mahnte Notenbankpräsident Jerome Powell. Dennoch deutet die neue Wirtschaftsprognose der Fed weiter darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen senken könnte. Vieles spricht jedoch dafür, dass sie damit nicht allzu schnell beginnen dürfte.
Die Entscheider der Fed rechnen für dieses Jahr im Mittel wie bei ihrer letzten Schätzung im Dezember mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf drei Zinssenkungen von jeweils 0,25 Prozentpunkten in diesem Jahr hin. »Wir glauben, dass unser Leitzins (...) wahrscheinlich seinen Höchststand erreicht hat«, sagte Powell. Wenn sich die Wirtschaftsdaten wie erwartet entwickelten, werde es »wahrscheinlich angemessen« sein, die Zinsen in diesem Jahr zu senken, so Powell. Allerdings machte er deutlich, den Leitzins länger auf hohem Niveau belassen zu wollen, falls das notwendig sei. Analysten gehen davon aus, dass die Fed nicht vor Sommer damit beginnen dürfte, an der Zinsschraube zu drehen.
Fed rechnet mit höherem Wachstum
Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben - in den vergangenen Monaten aber nicht mehr an der Zinsschraube gedreht und die Zinsen auf hohem Niveau belassen. Die rasanten Zinsanhebungen der Fed hatten das Wachstum in der größten Volkswirtschaft erwartungsgemäß gedämpft. Doch die US-Wirtschaftsdaten haben Volkswirte - und wohl auch die Notenbanker - positiv überrascht.
Die Fed sagt nun für dieses Jahr ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 2,1 Prozent (Dezember: 1,4) wachsen. Die neuen Zahlen dürften den Druck auf die Fed mindern, die Zinsen schnell deutlich zu senken. Die US-Notenbank kann sich dank des robusten Wachstums erlauben, die Situation weiter zu beobachten. Die Fed geht nun sogar davon aus, dass die Zinssätze in den Jahren 2025 und 2026 höher sein werden als noch im Dezember prognostiziert, da Wachstum und Arbeitsmarkt stark bleiben dürften.
Der Preisauftrieb in den USA hatte sich zuletzt unerwartet wieder etwas beschleunigt - die Inflation erweist sich als hartnäckig. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt eine unveränderte Rate von 3,1 Prozent erwartet.
Die US-Notenbank strebt mittelfristig eine Preisstabilität von 2 Prozent an. Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und den Folgen der Corona-Pandemie ausgelöst worden. Die Teuerungsrate in den USA war immer Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr.
Auf der Suche nach der richtigen Balance
Nun hat die US-Notenbank neue Schätzungen zur Inflation veröffentlicht. Sie rechnet in diesem Jahr weiter mit einer Teuerungsrate von durchschnittlich 2,4 Prozent. Das entspricht der Prognose von Dezember. Für das Jahr 2025 geht die Fed von einer Inflationsrate von 2,2 Prozent aus. Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr aber bei 2,6 Prozent (Dezember: 2,4) liegen. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed dreht im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Für die Fed ist es aber wichtig, die richtige Balance zu finden. Denn bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession.
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