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Tesla ist in Deutschland gestartet - Scholz sieht Signal

Elon Musk ist am Ziel: Seine Gigafactory Berlin steht und die ersten Autos sind vom Band gerollt. Die Bundesregierung lobt das Megaprojekt als Vorbild. Doch nicht alle sind so begeistert.

Eröffnung Tesla-Fabrik - Scholz & Musk
Bundeskanzler Olaf Scholz und Tesla-Chef Elon Musk bei der Eröffnung der Tesla-Fabrik Berlin Brandenburg. Foto: Patrick Pleul
Bundeskanzler Olaf Scholz und Tesla-Chef Elon Musk bei der Eröffnung der Tesla-Fabrik Berlin Brandenburg.
Foto: Patrick Pleul

Die ersten Teslas »made in Germany« rollen durch Deutschland - persönlich übergeben von Konzernchef Elon Musk. Nach gut zwei Jahren Bauzeit hat er am Dienstag die erste europäische Elektroautofabrik des Konzerns vor den Toren Berlins eröffnet.

»Dankeschön für alles«, sagte Musk fast ein wenig schüchtern. Viel Prominenz ist ins Werk nach Grünheide in Brandenburg gekommen - unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Es ist keine herkömmliche Eröffnung: Für Musk ist es das Signal, dass Öko-Energien den Klimawandel besiegen können und für Scholz, dass Ostdeutschland auch Industrie kann.

500.000 Autos im Jahr

Die Bundesregierung und das Land Brandenburg feiern das Projekt mit Investitionen von um die fünf Milliarden Euro als Signal. In einer ersten Phase sollen 12. 000 Mitarbeiter 500.000 Autos im Jahr herstellen. »Der Osten ist industriell vorne mit dabei«, sagte der Kanzler und führt neben Tesla die geplante Milliardeninvestition von Intel für eine Chipfabrik in Magdeburg an. Die Tesla-Fabrik zeige: »Deutschland kann schnell sein.« Deutschland sei ein Industrieland geblieben, sagt Scholz. Er fordert aber Umdenken. »Die Dinge, die wir heute schon können, werden uns keinen Wohlstand schaffen.« Deshalb setze Deutschland auf Elektroautos. »Die Elektromobilität wird die Mobilität der Zukunft prägen und das ist heute hier klar.«

Die Zukunft will Musk mit seiner neuen Gigafactory präsentieren, auf einer Fläche von 227.000 Quadratmetern - etwa 30 Fußballfelder. Die Fabrik ist die modernste der fünf Produktionsstandorte von Tesla in den USA, in China und jetzt in Deutschland. Musk übergab die ersten 30 Autos aus dem neuen Werk an die Besitzer - der erste kam aus München, die zweite Besitzerin aus Berlin-Köpenick. Erst seit wenigen Tagen rollen die Autos in Giga Berlin vom Band. Tesla durfte erst starten, als die notwendigen Auflagen aus der Genehmigung von vor rund zwei Wochen erfüllt waren. Zehn Stunden dauert es, bis ein Tesla made in Grünheide fertig ist, heißt es vom Unternehmen. Alle 45 Sekunden bewege sich das Auto einen Arbeitsschritt weiter. Die Idee ist, Autos möglichst aus einem Guss zu bauen. Im Karosseriebau arbeiten über 400 Roboter am Model Y. Weitere Produktionslinien werden derzeit gebaut.

Habeck spricht von einem besonderen Tag für die Mobilitätswende. Tesla habe sich für Deutschland entschieden, weil das Unternehmen hier den Leitmarkt für Elektromobilität erwarte. Das sei auch sein Ziel, sagte der Minister. Er freue sich, dass die Abkehr vom Öl damit neuen Schub bekomme. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, jubelte auf Twitter: »Im Osten geht was!« Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte im rbb-Inforadio: »Wir haben der Welt ein Schnippchen geschlagen.«

Proteste von Umweltschützern

Doch es gibt auch viel Kritik. Umweltschützer protestierten am Dienstag - dem Tag des Wassers - gegen das Megaprojekt, vor allem aus Sorge um zu wenig Trinkwasser in der Region. Jeweils fünf Umweltschützer seilten sich auf der Autobahn 10 in beiden Richtungen ab. Gegen sie wurde laut Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr eröffnet. Die A10 war vorübergehend gesperrt. Die Organisationen Sand im Getriebe, Ende Gelände und Extinction Rebellion blockierten ein Werkstor mit einer Sitzblockade, teils mit Sekundenkleber. 18 Teilnehmer kamen in Gewahrsam, 13 erhielten Platzverweise. Die Bürgerinitiative Grünheide erklärte, tonnenschwere Elektroautos seien in Produktion, Nutzung und Entsorgung »alles andere als klimafreundlich«. Das Unternehmen gibt den Wasserverbrauch pro Auto mit 2,2 Kubikmeter an, der Branchendurchschnitt liege bei 3,7 Kubikmeter.

Musk hatte die Milliardeninvestition in der Nähe von Berlin im November 2019 angekündigt und im Februar 2020 mit dem Bau begonnen. Tesla verließ sich dabei auf knapp 20 vorzeitige Zulassungen des Landes Brandenburg. Ursprünglich wollte Musk schon ab Mitte 2021 in Grünheide produzieren. Die Genehmigung dauerte aber länger als geplant, unter anderem weil Tesla eine Batteriefabrik erst nachträglich anmeldete. Diese ist noch im Bau.

Produziert wird in Grünheide zunächst das Model Y Performance, ein etwa zwei Tonnen schwerer Mittelklassewagen mit einer offiziellen Reichweite von gut 500 Kilometern. Den Einstiegspreis gibt das Unternehmen mit 63 990 Euro an. Die neue Fabrik setzt deutsche Hersteller unter Druck. Auch sie setzen aber inzwischen stark auf Elektroautos und haben vergleichbare Modelle am Start.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) lobte die vergleichsweise schnelle Umsetzung des Projekts. »Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen«, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presse-Agentur. Auch die IG Metall begrüßte den Start der Tesla-Fabrik. Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla allerdings im innerdeutschen Vergleich hinterher, sagte Bezirksleiterin Birgit Dietze.

Tesla-Gründer Musk will mit seiner Fabrik auch Mut machen. Er sagte mit Blick auf den Klimawandel, das Problem werde gelöst werden. »Diese Fabrik ist ein großer Schritt in diese Richtung. (...) Glaubt an die Zukunft!« Danach twitterte der 50-Jährige: »Danke Deutschland!!« und versah seine Kurznachricht mit vier Bundesflaggen.

© dpa-infocom, dpa:220322-99-618689/17