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Tarifeinigung in der Stahlbranche: 6,5 Prozent mehr Geld

In der Stahlbranche zogen in den vergangenen Wochen Tausende Menschen auf die Straße, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Doch zu einer Eskalation des Tarifkonflikts wird es nicht mehr kommen.

Arbeit im Stahlwerk
Ein Mitarbeiter reinigt im Stahlwerk der Salzgitter AG eine Roheisenpfanne. Foto: Christophe Gateau
Ein Mitarbeiter reinigt im Stahlwerk der Salzgitter AG eine Roheisenpfanne.
Foto: Christophe Gateau

Nach schwierigen Verhandlungen und Warnstreiks haben sich die IG Metall und die Arbeitgeber auf einen neuen Tarifvertrag für den Großteil der deutschen Stahlbranche geeinigt.

Am 1. August sollen die Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent steigen, wie die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband Stahl in Düsseldorf mitteilten. Der Vertrag läuft 18 Monate und beginnt im Juni. Für die ersten zwei Monate bekommen die Beschäftigten insgesamt 500 Euro als Einmalzahlung, Auszubildende 200 Euro.

Der Tarifvertrag gilt für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, wo 68.000 Menschen in der Branche tätig sind. Die Tarifpartner in Ostdeutschland dürften die Vorgaben übernehmen. Damit der Tarifvertrag gültig wird, ist noch die Zustimmung der Tarifkommission der IG Metall nötig. In den kommenden Wochen wird in den Betrieben noch ein Stimmungsbild in der Belegschaft eingeholt, danach dürfte die Gewerkschaft ihre finale Zusage erteilen - dass dies passiert, gilt als so gut wie sicher. Die Arbeitgeberseite hat dem Papier bereits zugestimmt.

Warnstreiks in zahlreichen Städten

In den vergangenen Wochen hatten Tausende Beschäftigte in Städten wie Salzgitter, Bremen, Bochum und Duisburg an Warnstreiks teilgenommen, um die Arbeitgeber zum Einlenken zu bewegen. Die hatten zuletzt eine Erhöhung von 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 21 Monaten angeboten. Die IG Metall wiederum hatte 8,2 Prozent mehr Geld gefordert bei einer einjährigen Laufzeit. Nach einer neunstündigen vierten Verhandlungsrunde trafen sich die Tarifparteien am frühen Mittwochmorgen grob gesagt in der Mitte dieser Positionen.

Gerhard Erdmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbands Stahl, sagte nach der Einigung, dass die Tariferhöhung »am obersten Rand des gerade noch Vertretbaren« liege. Man hoffe, dass sich die konjunkturellen Risiken - wie etwa die globalen Lieferketten-Probleme und die Folgen des Ukraine-Krieges - nicht mit voller Wucht auf die Stahlbranche auswirkten. »Sollte das passieren, müssen die Tarifparteien Lösungen finden.«

Höchste Erhöhung seit 30 Jahren

Der IG-Metall-Bezirksleiter NRW Knut Giesler zeigte sich zufrieden. »In Zeiten einer hohen Inflation ist uns ein Verhandlungsergebnis gelungen, das den Beschäftigten sofort ein deutliches Plus von 6,5 Prozent ins Portemonnaie bringt.« Es handele sich um die höchste prozentuale Erhöhung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren. »Mit diesem Ergebnis erhalten die Beschäftigten ihren berechtigten Anteil an der momentan sehr guten wirtschaftlichen Situation der Branche.«

Der alte, ausgelaufene Tarifvertrag war im März 2021 vereinbart worden, damals hatte die IG Metall das Volumen der Erhöhungen auf etwa zwei Prozent beziffert und von Reallohnsteigerungen gesprochen. Der Blick zurück zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben: Damals war die Inflation noch kein großes Thema - das ist heute völlig anders.

© dpa-infocom, dpa:220615-99-668960/2