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Stada: »Sondierungsgespräche« für Verkauf

Sechs Jahre nach der Übernahme durch Finanzinvestoren könnte der Arzneihersteller verkauft werden. Die Eigner können auf starke Zahlen im ersten Halbjahr verweisen.

Peter Goldschmidt
»Ob und wann Stada verkauft wird, ist ausschließlich die Entscheidung unserer Eigentümer Bain Capital und Cinven«, sagt der Vorstandschef des Pharmakonzerns Stada. Foto: Stada Arzneimittel AG/DPA
»Ob und wann Stada verkauft wird, ist ausschließlich die Entscheidung unserer Eigentümer Bain Capital und Cinven«, sagt der Vorstandschef des Pharmakonzerns Stada.
Foto: Stada Arzneimittel AG/DPA

Der Vorstandschef des Pharmakonzerns Stada, Peter Goldschmidt, hat sich erstmals zu einem möglichen milliardenschweren Verkauf des Unternehmens geäußert. »Aus meiner Sicht befinden sich unsere Eigentümer in einer Orientierungsphase, in der erste Sondierungsgespräche stattfinden«, sagte Goldschmidt der Deutschen Presse-Agentur anlässlich das Halbjahreszahlen. »Die Finanzinvestoren haben keinen Verkaufsdruck. Ich erwarte keine Entscheidung vor 2024.«

Zuvor hatten Medien berichtet, dass die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven, die Stada 2017 für 5,3 Milliarden übernommen hatten, ganz oder teilweise aussteigen könnten. Auch über einen Börsengang wurde spekuliert. Bei einem Deal könnte Stada mit zehn Milliarden Euro oder mehr bewertet werden. Stada, bekannt für Mittel wie Grippostad und Ladival, beschäftigt 13.800 Menschen weltweit, davon 1530 in Deutschland. »Ob und wann Stada verkauft wird, ist ausschließlich die Entscheidung unserer Eigentümer Bain Capital und Cinven«, betonte Goldschmidt. Diese hatten Stellungnahmen zu den Gerüchten abgelehnt.

Für einen Verkauf spricht, dass ein Ausstieg sechs Jahre nach der Übernahme üblich für Finanzinvestoren wäre und das Wachstum von Stada gute Argumente liefert. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 16 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro und der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um 30 Prozent auf 509 Millionen Euro, wie Stada am Dienstag in Bad Vilbel mitteilte. »Wir sind auf dem besten Weg, in diesem Jahr mehr als vier Milliarden Euro Umsatz und eine Milliarde Euro Ebitda zu erreichen«, sagte Goldschmidt.

Russland-Geschäft als Hindernis?

Im ersten Halbjahr wuchs das Geschäft mit rezeptfreier Arznei stärker als das mit Nachahmermedikamenten. Stada führte einige frei verkäufliche Produkte neu ein und übernahm Marken vom Pharmariesen Sanofi. Auch die Erkältungswelle im Winter half. Angesichts von Medikamentenengpässen in Deutschland habe Stada hohe zweistellige Millionenbeträge investiert, um seine Lagerbestände auszubauen und lieferfähig zu bleiben, sagte Goldschmidt. »Von Problemen bei Wettbewerbern haben wir profitiert.« Unterm Strich stieg der Gewinn von Stada auf 182 Millionen Euro nach 169 Millionen ein Jahr zuvor.

Unter Bain Capital und Cinven ist Stada stark gewachsen: Der Umsatz legte seit der Übernahme 2017 um rund zwei Drittel zu von 2,3 auf 3,8 Milliarden Euro 2022, während der Betriebsgewinn (Ebitda) sich etwa verdoppelte. Dabei half eine Serie von Übernahmen, für die Stada hohe Gesamtschulden von zuletzt 5,6 Milliarden Euro in Kauf nahm. Auch die Zahl der Beschäftigten wuchs seit der Übernahme kräftig.

Für einen Verkauf von Stada gibt es einige Hürden. So ist das Umfeld an den Finanzmärkten für große Börsengänge oder Übernahmen schwierig. Ein weiteres Hindernis ist das große Russland-Geschäft von Stada, das rund 15 Prozent zum Umsatz beiträgt. Ein Kauf von Stada inklusive Russland-Geschäft dürfte zumindest für Interessenten aus Europa oder den USA kaum zu vertreten sein. Daher wurde über eine Abspaltung der Russland-Aktivitäten spekuliert. Stada hatte sich trotz des Kriegs in der Ukraine nicht aus Russland zurückgezogen und verweist auf die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort.

© dpa-infocom, dpa:230815-99-840973/3