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»Preis des Risikos steigt«: Rückversicherer wollen mehr Geld

Mehr Wirbelstürme, Starkregenfälle und Waldbrände dürften die Kosten der Versicherungsbranche steigen lassen. Nicht immer lässt sich das auch auf die Prämien der Endkunden umschlagen.

Unwetterschäden in den USA
Tornado-Schäden im Mittleren Westen der USA. Die Rückversicherer erwarten, dass schwere Stürme, Hitzewellen und Waldbrände infolge des sich beschleunigenden Klimawandels zunehmen werden. Foto: Joseph C. Garza/DPA
Tornado-Schäden im Mittleren Westen der USA. Die Rückversicherer erwarten, dass schwere Stürme, Hitzewellen und Waldbrände infolge des sich beschleunigenden Klimawandels zunehmen werden.
Foto: Joseph C. Garza/DPA

Eine Häufung von Waldbränden, schweren Hagelgewittern und Überschwemmungen schreckt die großen Rückversicherer nicht von der Übernahme weiterer Katastrophenrisiken ab. Allerdings verlangen die Weltmarktführer Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück von Erstversicherern wie Allianz und Axa erneut mehr Geld dafür - und wollen bei kleineren und mittelgroßen Unwettern nicht mehr ständig mit einspringen müssen.

Für 2023 erwartet die Branche wieder ein teures Naturkatastrophenjahr, wie ihre Vertreter beim traditionellen Branchentreffen in Monte Carlo deutlich machten.

Beim »Rendez-Vous de Septembre«, wie das Zusammenkommen offiziell heißt, im Fürstentum Monaco loten Rückversicherer und Erstversicherer seit dem Wochenende wieder die Konditionen für die Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft zum kommenden Jahreswechsel aus.

Mehr Schäden - höhere Preise

Der sich beschleunigende Klimawandel dürfte dazu beitragen, dass tropische Wirbelstürme, Hitzewellen und Winterfrost, extreme Regenfälle, Waldbrände und schwere Stürme zunehmen, hieß es bei der Hannover Rück. Der Vorstand erinnerte an die jüngsten Feuer auf Hawaii sowie die Überflutungen in Slowenien und Österreich. Die hohe Inflation verteuert die Versicherungsschäden zusätzlich.

Dies trifft auch die Kfz-Versicherung, bei der steigende Preise für Ersatzteile und Reparaturen teuer zu Buche schlagen. Um 2024 nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu kommen, müssten die Unternehmen die Prämien ihrer Kunden um etwa 20 Prozent anheben, sagte Hannover-Rück-Deutschlandchef Michael Pickel. Dies sei aber unrealistisch.

2023 hätten die Kfz-Versicherer die Prämien im Schnitt lediglich um drei Prozent erhöht. Dabei wären zehn Prozent notwendig gewesen, um nicht in die roten Zahlen zu rutschen, erklärte Pickel. Als größter Kfz-Rückversicherer in Deutschland hat die Hannover Rück einen besonders guten Einblick in die Tarifgestaltung von Kfz-Versicherern wie Huk Coburg und Allianz.

»Wir haben Appetit auf Naturkatastrophenrisiken«

Während manche Rückversicherer keine Schäden durch Naturkatastrophen mehr decken wollen, scheuen die drei Großen der Branche solche Risiken weiterhin nicht. »Wir haben Appetit auf Naturkatastrophenrisiken«, sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Stefan Golling bereits am Sonntag. Am Montag stellten auch Swiss Re und Hannover Rück klar, dass sie in diesem Geschäft weiter wachsen möchten - allerdings nicht auf Biegen und Brechen.

»Der Preis des Risikos steigt«, sagte Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz. »Das ist uns allen hier in Monte Carlo klar.« Zwar habe die Hannover Rück in den Erneuerungsrunden des laufenden Jahres bereits deutlich adäquatere Preise und Konditionen erzielt. »Allerdings reichen diese Verbesserungen in Anbetracht der nach wie vor anspruchsvollen Risikolage nicht aus«, sagte Henchoz.

Die Erstversicherer hatten ihre Gewinne jahrelang immer weiter gesteigert - während sie den Rückversicherern unliebsame Risiken aufbürdeten.

Versicherungsschutz mit staatlicher Hilfe?

Die Hannover-Rück-Führung plädierte auf der Konferenz dafür, in Zusammenarbeit mit Regierungen auch Risiken versicherbar zu machen, für die es bisher keine oder keine ausreichenden Deckungen gibt. Dazu zählten Risiken wie die Corona-Pandemie, die zu flächendeckenden Lockdowns führte. »Solch ein Risiko können wir nicht versichern«, sagte Henchoz.

Gleiches gilt dem Manager zufolge für Risiken rund um Computersysteme, Internet und Daten, die bisher nur zu geringen Teilen durch sogenannte Cyberversicherungen abgedeckt werden. Hier brauche es eine Kooperation mit Regierungen, bei denen der Staat ab einer gewissen Schadensumme einspringe.

© dpa-infocom, dpa:230911-99-156712/2