Um die steigenden Sendungsmassen zu bewältigen und dabei klimaschonend wirtschaften zu können, nimmt Deutschlands Paketbranche den Transport im öffentlichen Nahverkehr in den Blick.
Der Logistik-Verband Biek veröffentlichte eine Studie, die von ihm in Auftrag gegeben worden war. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der Pakettransport in Regionalbahnen oder S-Bahnen großes Potenzial hat, es aber noch Hürden gebe. Es wäre zwar »kein Allheilmittel«, aber ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit, sagt Co-Autor Ralf Bogdanski von der Technischen Hochschule Nürnberg.
Es gibt bereits Projekte, bis zu einem Regelbetrieb dürfte es aber noch Jahre dauern. So erprobt zum Beispiel die Deutsche Post DHL in Schwerin die Nutzung von Straßenbahnen, um an Haltestellen Packstationen zu befüllen. In Karlsruhe erforschen Logistikexperten vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) den Einsatz eines Ladungsträgers, der automatisiert in die Straßenbahn hinein- und hinausfahren soll - 2023 sollen Praxistests auf einem Betriebsgelände starten.
Laut Professor Bogdanski könnten Paket-Container am späten Vormittag in den recht leeren Bahnen in die Städte hinein geschickt und am späten Nachmittag oder abends zurückgeschickt werden. Dadurch würde der CO2-Ausstoß sinken - vorausgesetzt, die Bahnen fahren mit Ökostrom. Zudem würden die Straßen etwas entlastet.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen erklärt, er sei offen für »Konzepte, die den Stand der Technik abbilden und auch logistische und finanzielle Fragen klären«. Der Verband betont aber auch, dass Fahrgäste nicht behindert und Haltezeiten dadurch nicht länger werden dürften. Zudem müsste noch gesetzlich geregelt werden, dass der Gütertransport auch im Nahverkehr möglich sei. Biek-Verbandschef Marten Bosselmann fordert ebenfalls, dass die Politik »zunächst den notwendigen rechtlichen und finanziellen Rahmen schaffen« müsse.
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