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Nordex-Werksschließung: Einigung mit Betriebsrat

Die Hoffnungen von Mitarbeitern, dass Windkraftanlagen-Hersteller Nordex seine Rotorblatt-Fertigung in Rostock weiterführen könnten, sind geplatzt.

Nordex-Rotorblattwerk
Das letzte Rotorblattwerk in Deutschland soll zu Ende Juni schließen. Foto: Bernd Wüstneck
Das letzte Rotorblattwerk in Deutschland soll zu Ende Juni schließen.
Foto: Bernd Wüstneck

Wenige Wochen vor der für Ende Juni angekündigten Schließung der Rotorblatt-Fertigung in Rostock hat das Management des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt.

Nach Angaben vom Mittwoch erhalten die rund 500 betroffenen Beschäftigten neben einer Abfindung und einer Einmalzahlung auch die Möglichkeit des Eintritts in eine Transfergesellschaft. Dort bekämen sie Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Zuvor hatte die Führung den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung von dem Verhandlungsergebnis berichtet.

Zudem stocke Nordex für einen Zeitraum von fünf bis zwölf Monaten das Transferkurzarbeitergeld auf 90 Prozent des Nettogehalts auf, hieß es. Allen Auszubildenden in der Rotorblatt-Fertigung werde ermöglicht, ihre Ausbildung entweder bei einem Kooperationspartner in der Region oder an einem anderen Nordex-Standort fortzuführen.

Werksschließung trotz Energiewende?

Personalchef Constantin Baltzer sagte, dass die Einstellung der Produktion in Rostock ein schmerzhafter Schritt sei. Dies sei eine Folge des globalen Kostendrucks in einem seit Jahren herausfordernden Markt- und Wettbewerbsumfeld für die Windenergiebranche.

»Es ist ganz, ganz bitter zu sehen, dass Nordex die Schließung des Werkes trotz aller Widerstände und Proteste auch aus der Bundesregierung durchzieht«, sagte IG-Metall-Sprecher Heiko Messerschmidt. Dies mit dem globalen Kostendruck zu begründen, ist absurd. Immerhin sei es dem Betriebsrat mit Unterstützung der IG Metall gelungen, akzeptable Bedingungen für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten durchzusetzen.

»Die Situation ist bedauerlich. Sie trifft den Industriestandort Mecklenburg-Vorpommern«, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). »Das Unternehmen war nicht umzustimmen, obwohl die Energiewende bundesweit Fahrt aufnimmt.« Es gebe somit kaum noch Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland. »Wir begleiten Gespräche weiter, wenn es um potenzielle Interessenten für den Standort geht.«

An der Börse sieht es nicht gut aus

In der vergangenen Woche hatte Meyer klargemacht, dass die Transfergesellschaft allein von Nordex zu tragen sei. Anders als bei den MV-Werften verlagere Nordex ein intaktes Unternehmen ins Ausland.

Nordex hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass wegen Unsicherheiten infolge des Ukraine-Krieges und der andauernden Lieferketten-Probleme in China in diesem Jahr nur noch im besten Fall operativ schwarze Zahlen zu erreichen seien. Eher rechnet das Unternehmen mit einem operativen Verlust. »Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden«, teilte das Unternehmen von Konzernchef José Luis Blanco am Dienstagabend überraschend nach Börsenschluss in Hamburg mit.

An der Börse verschreckten die Nachrichten die Anleger: Die Nordex-Papiere fielen am Mittwoch im Nebenwerteindex SDax auf das tiefste Niveau seit August 2020. Neben der gekappten Prognose belasteten auch negative Analysten-Stimmen.

© dpa-infocom, dpa:220525-99-427331/4