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Mehrweg-Flaschen weiter auf dem Rückzug

Bergeweise Verpackungs- und Plastikmüll sehen viele Bürger als wichtiges Umweltproblem. Getränke tragen dazu viel bei - trotzdem hat der Einweg-Anteil weiter zugenommen. Selbst eine echte Mehrweg-Hochburg ist vom Trend betroffen, wie neue Zahlen zeigen.

Mineralwasserproduktion
Leere PET-Mehrwegflaschen für Mineralwasser stehen auf einem Transportband einer Abfüllanlage. Foto: Ina Fassbender
Leere PET-Mehrwegflaschen für Mineralwasser stehen auf einem Transportband einer Abfüllanlage. Foto: Ina Fassbender

BERLIN. Der Anteil von Mehrwegflaschen bei Getränken geht weiter zurück. Mit nur noch 42,2 Prozent hat er im Jahr 2017 einen neuen Tiefstand erreicht, wie das Umweltbundesamt (UBA) mitteilte.

Dies bezog sich auf den Anteil bei den pfandpflichtigen Getränken. »Alle Supermärkte und Verkaufsstellen von Getränken sollten möglichst viele Getränke in Mehrwegflaschen anbieten und so dazu beitragen, weniger Abfälle zu erzeugen«, forderte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Der Anteil der Mehrweg-Flaschen im Getränkemarkt fällt seit Jahren. 2010 habe er noch bei 48 Prozent gelegt, teilte die Behörde mit, 2016 waren es noch 42,8 Prozent. Getränkeverpackungen insgesamt machen demnach mehr als ein Viertel der deutschen Verpackungsabfälle aus.

Mehr als die Hälfte der Getränke-Verpackungen waren 2017 demnach Einweg-Plastikflaschen, ihr Anteil lag laut UBA bei 52 Prozent. Dosen kamen auf rund 4 Prozent, Getränkekartons und -beutel auf etwa 1,5 Prozent.

Einweg-Glasflaschen hatten einen Anteil von deutlich unter einem Prozent bei Verpackungen, für die Verbraucher Pfand zahlen. Es geht um Verpackungen mit einem Volumen bis zehn Liter. »Kurze Transportwege und Mehrwegverpackungen sind wichtig, um Umweltbelastungen und Abfälle zu vermeiden«, sagte Krautzberger. »Dafür brauchen wir gut funktionierende Mehrwegsysteme.«

Eine Bastion für Mehrweg-Flaschen bleibt der Biermarkt, der Anteil lag 2017 bei knapp 82 Prozent, wir das UBA schrieb. 2010 seien es aber noch 88 Prozent gewesen, einen Einweg-Trend gebe es auch hier.

Appellen von Umweltschützern und Politikern zum Trotz sinkt der Mehrweg-Anteil von Jahr zu Jahr. »Da Getränkeverpackungen mehr als ein Viertel der deutschen Verpackungsabfälle ausmachen, würde ein höherer Mehrweganteil den Verpackungsabfall auch insgesamt deutlich reduzieren«, teilte die Umweltbehörde mit. Aus Umweltschutz-Sicht sei »Mehrweg der bessere Weg«: Glas-Mehrwegflaschen könnten 50 Mal und PET-Mehrwegflaschen 20 Mal befüllt werden. Mehrwegflaschen aus der Region schneiden demnach wegen der kurzen Transportwege am besten ab.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisierte den Trend: »Einwegflaschen und Dosen, auf die es 25 Cent Pfand gibt, werden nach nur einer Benutzung zerschreddert und aufwendig recycelt«, sagte der Vize-Vorsitzende Freddy Adjan. Das gefährde Arbeitsplätze, denn Sammlung, Reinigung und Befüllung der Flaschen seien für die Branche wichtig. »Gerade die Discounter setzen besonders stark auf Einweg und unterlaufen damit die gesetzlichen Vorgaben«, sagte er. Die Gewerkschaft forderte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf, zu einem »Mehrweg-Gipfel« einzuladen.

Über das neue Verpackungsgesetz, das seit Januar 2019 in Kraft ist, will die Bundesregierung den Mehrweg-Anteil wieder steigern. Jetzt muss an den Regalen im Supermarkt deutlich gekennzeichnet sein, ob Verpackungen Mehrweg oder Einweg sind - das soll Kunden dazu bringen, bewusster auszuwählen. Die UBA-Zahlen vom Mittwoch bezogen sich auf 2017 - ob die Schilder wirken, lässt sich daraus nicht ablesen. Ein Hinweis für Verbraucher ist auch die Höhe des Pfands 15 Cent für Mehrweg, 25 Cent für Einweg. Als Ziel ist ein Mehrweg-Anteil von 70 Prozent im neuen Gesetz festgehalten.

Umweltschützer fordern eine Einweg-Abgabe, um diese Verpackungen zu verteuern. Kritiker sagen, die Öko-Vorteile von Mehrweg-Flaschen seien auf Basis älterer Daten berechnet und bezögen nicht mit ein, dass Einweg-Flaschen leichter geworden seien und für die Herstellung weniger Material brauchten als früher. Sie fordern neue Studien. (dpa)

UBA-Mitteilung