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McDonald's boomt in Russland - jedes Jahr Neueröffnungen

Mit dem Aufbruch kam der Burger: Vor drei Jahrzehnten wurde in Moskau die erste McDonald's-Filiale eröffnet. Anfangs standen die Menschen vor der US-Fastfoodkette Schlange, gegen den Konzern kommt heute kein russisches Unternehmen an. Doch es gibt Gegenwind.

30. Jahrestag der Eröffnung des ersten McDonald's in Russland
Der Chef von McDonald's in Russland, Marc Carena, steht vor einer Filiale in Moskau. Die erste Filiale Russlands wurde noch zu Zeiten der Sowjetunion am 31. Januar 1990 am Moskauer Puschkin-Platz eröffnet. Foto: Claudia Thaler/dpa
Der Chef von McDonald's in Russland, Marc Carena, steht vor einer Filiale in Moskau. Die erste Filiale Russlands wurde noch zu Zeiten der Sowjetunion am 31. Januar 1990 am Moskauer Puschkin-Platz eröffnet. Foto: Claudia Thaler/dpa

Moskau (dpa) - Es ist keine Filiale wie jede andere - auch wenn hier Fritten und Burger wie in allen Restaurants von McDonald's beinahe im Sekundentakt über die Theke gehen.

Wenige Gehminuten vom Kreml und dem Roten Platz entfernt strömen Tausende Kunden pro Tag in das kleine Restaurant. 30 Jahre ist es nun her, dass dort die erste Fastfood-Filiale des US-Konzerns noch zu Sowjetzeiten eröffnet wurde.

Der Start am 31. Januar 1990 war ein Zeichen für Umbruch und Aufbruch Richtung Kapitalismus - und Richtung Westen. Heute ist McDonald's in Russland in seiner Branche Marktführer. Das passt nicht jedem.

McDonald's war kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion eines der ersten ausländischen Unternehmen in dem Land. Die Eröffnung war ein außergewöhnliches Ereignis im sonst grauen Moskau, erinnert sich der Russe Konstantin.

Wie rund 30.000 Menschen war auch er am Eröffnungstag zur bunten Filiale am Puschkin-Platz geeilt. Fünf Stunden lang standen sie für einen Burger an. »Wir spürten in diesem Moment: Ein Wind der Veränderung war in der Luft und in den Köpfen der Moskauer«, erinnert sich Konstantin.

Mit dem Biss in den Burger erfüllten sich für viele die Versprechungen von Michail Gorbatschow - und das Fenster zur Freiheit und Kapitalismus war ein kleines bisschen weiter aufgestoßen.

»Viele sehen uns als ein Symbol des Westens und des Wandels«, sagt der Russland-Chef von McDonald's, Marc Carena, der Deutschen Presse-Agentur. »Deshalb gibt es noch immer eine starke emotionale Verbindung zu der Fastfoodkette.«

Ein Essen oder eine Kaffeepause bei McDonald's ist mittlerweile fast Alltag für die Russen geworden. In den rund 700 Restaurants konsumieren landesweit nach Angaben der Firma jeden Tag 1,7 Millionen Kunden. Weder die ausländische noch die russische Fastfood-Konkurrenz kann da mithalten. Jedes fünfte Essen bestellten die Russen bei McDonald's, wenn sie nicht zuhause essen wollen, sagt der Schweizer Carena, der seit 2018 die Russland-Geschäfte leitet.

Grund für die Marktführerschaft in Russland ist auch die wirtschaftliche Entwicklung im Land. Andere Ketten wie Burger King oder KFC kamen erst Jahre später nach Russland. Zudem geben die Russen wenig Geld aus, um auswärts zu essen.

Das monatliche Nettoeinkommen in Moskau liegt bei weniger als 50.000 Rubel (etwa 700 Euro). Im Durchschnitt gibt ein Russe deshalb nach Angaben des Statistikamtes nur 800 Rubel im Monat (rund 12 Euro) zum Essengehen aus. Bei der Fastfoodkette kostet ein ganzes Menü nur einen Bruchteil davon. Auch das sei ein wesentlicher Grund, warum das Geschäft des US-Konzerns in Russland so brumme, schreibt das Wirtschaftsblatt »Wedomosti«.

Jedes Jahr entstehen Dutzende neue Restaurants in Russland. Im vergangenen Jahr waren es 54, viele neue sollen dieses Jahr eröffnet werden, hofft Carena. In Murmansk im hohen Norden gibt es schon fünf. Im Fernen Osten, in der Großstadt Wladiwostok am Pazifik, soll nun das erste eröffnet werden. Die Zutaten kommen seit Beginn fast ausschließlich von russischen Produzenten - heutzutage fast zu 100 Prozent. »Wir produzieren beinahe alles lokal, und wir sind nicht nur von einem Zulieferer abhängig«, sagt Carena.

Fast könnte man deshalb von einem Volksernährer sprechen. Das aber weisen einige russische Politiker vehement zurück. Besonders seit 2014 weht ein rauer Wind: Der US-Konzern spürte ihn nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und den vom Westen verhängten Sanktion deutlich. Er schloss damals seine ukrainischen Filialen auf der Krim, daraufhin wurde der Konzern wegen angeblicher mangelnder Hygiene verklagt; ein Gericht ordnete die zeitweise Schließung einiger Restaurants in Moskau an - darunter auch die Pionier-Filiale in der Hauptstadt. Viele munkelten aber, es sei eine Vergeltung.

Einer staatlichen Umfrage zufolge forderten 2014 sogar zwei Drittel die Schließung aller McDonald's-Filialen. Der Nationalist Wladimir Schirinowski schlug in die gleiche Kerbe: »Wir schmeißen den Konzern raus. Wir brauchen diesen Geist in unserem Land nicht.« Selbst Kremlchef Wladimir Putin sagte: »Wir haben eine wunderbare russische Küche. Das müssen wir für den Markt produzieren - und es besser machen als die Konkurrenten wie McDonald's.«

Es ist jedoch auch in politischen Krisensituationen äußerst unwahrscheinlich, dass es jemals dazu kommen wird. Denn immerhin ist McDonald's mit 60.000 Angestellten einer der größten Arbeitgeber in Russland - und laut der russischen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Forbes bei Gehalt und Sozialleistungen auch einer der besten. Zudem sind die Verkaufs- und Kundenzahlen trotz allem nach oben geschnellt. »Trotz der zum Teil schwierigen makroökonomischen Situation aufgrund des stagnierenden Realeinkommens bleibt der russische Konsument unserer Marke treu«, sagt Carena. Im Angebot lässt man aber russische Küche einfließen: So gibt es auch Burger »à la russe« mit Roggenbrot.

Für einen Regionalpolitiker geht das jedoch noch nicht weit genug. Wenn schon McDonald's, dann zumindest mit russischen Namen, witzelte er. »Warum muss man das überhaupt Burger nennen? Kann man nicht einfach auch ein «Brötchen mit Buletten» bestellen?«

McDonald's in Russland

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