Die angeschlagene Kryptobörse FTX ist offiziell zahlungsunfähig. Der Konzern von Tech-Unternehmer Sam Bankman-Fried beantragte nach eigenen Angaben vom Freitag Gläubigerschutz in den USA. Bankman-Fried gab zudem seinen Rücktritt als Chef bekannt. Am Vorabend hatte bereits die Wertpapieraufsicht der Bahamas bekanntgegeben, bestimmte Vermögenswerte von FTX eingefroren und einen Insolvenzverwalter für die Abwicklung beantragt zu haben.
Die Schieflage der großen Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin hält den Kryptomarkt seit Tagen in Atem. Viele Kunden fürchten um ihr Geld. Das Krypto-Imperium von Bankman-Fried, der vor wenigen Monaten noch als Wunderkind und Hoffnungsträger der Branche gefeiert wurde, ist innerhalb von nur einer Woche kollabiert. Anfangs schien es, als sei nur das auf den Bahamas ansässige internationale Geschäft in Not. Jetzt ist klar: Der ganze Konzern ist pleite.
»I fucked up« (»Ich habe es vermasselt«), sagte Bankman-Fried am Donnerstag. Kunden in Amerika versicherte er da aber noch, dass ihre Einlagen sicher seien. Nur einen Tag später meldete FTX Konkurs an. Das US-Verfahren nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts betrifft dem Konzern zufolge unter anderem die von Bankman-Fried kurz zuvor noch als zu »100 Prozent liquide« bezeichnete amerikanische Kryptobörse FTX US und 130 weitere Firmen, die zusammen die FTX Group bilden.
Gebeutelter Kryptomarkt belastet
Bankman-Frieds internationale Kryptoplattform FTX.com war am Sonntag in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem Zweifel an den Kapitalreserven zu einer Kundenflucht und Mittelabzügen im Milliardenvolumen geführt hatten. Das Unternehmen steht laut der Wertpapieraufsicht der Bahamas unter anderem unter Verdacht, Kundengelder veruntreut zu haben. Am Mittwoch sah es zunächst so aus, als ob der Konkurrent Binance den Großteil des angeschlagenen Konzerns übernehme. Doch dieser Plan scheiterte am Tag darauf.
Der Niedergang von FTX ist selbst für die von Spekulationsexzessen und extremen Kursschwankungen geprägte Kryptobranche atemberaubend. Der zeitweise von Investoren mit 32 Milliarden Dollar bewertete Konzern fiel binnen weniger Tage komplett in sich zusammen. Bankman-Fried, der als 30-jähriger Starunternehmer noch vor wenigen Monaten Titelseiten von renommierten US-Wirtschaftsblättern wie »Fortune« zierte, steht von den Trümmern seines Firmenreichs und ist laut US-Medien mit Ermittlungen von Aufsichtsbehörden konfrontiert.
Den ohnehin schon arg gebeutelten Kryptomarkt belastete das FTX-Debakel in den vergangenen Tagen stark. Die Insolvenz kam zwar nicht mehr wirklich überraschend, sodass sich der Bitcoin am Freitag nach heftigen Verlusten im Wochenverlauf zunächst relativ stabil bei rund 17.000 Dollar hielt. Am Mittwoch hatte die Sorge um FTX den Kurs auf ein Zweijahrestief unter 16.000 Dollar gedrückt. Zum Vergleich: Im November 2021 hatte die marktgrößte, älteste und bekannteste Kryptowährung noch ein Rekordhoch knapp über 68.000 Dollar erreicht.
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