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Kohleimporteure fordern längeren Kraftwerksbetrieb

Um Gas zu sparen, setzt die Bundesregierung vorübergehend auf mehr Kohlestrom. Kraftwerke sollen im kommenden Winter verstärkt einspringen. Aus Sicht der Kohleimporteure ein viel zu kurzer Zeitraum.

Kohle
Um Gas zu sparen, setzt die Bundesregierung vorübergehend auf mehr Kohlestrom. Foto: Peter Endig
Um Gas zu sparen, setzt die Bundesregierung vorübergehend auf mehr Kohlestrom.
Foto: Peter Endig

Der Verein der Kohleimporteure (VDKi) pocht auf mehr Planungssicherheit für den in der Energiekrise wieder verstärkten Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung. Das sei wichtig, um die nötigen Kapazitäten für den Umschlag in europäischen Seehäfen zu schaffen, aber auch für den Transport, betonte der Verein.

Er sehe kein Problem, genug Kohle an die europäischen Häfen zu bekommen, sagte der VDKi-Vorstandsvorsitzende Alexander Bethe. Zwei Drittel der deutschen Importe gingen über Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen. »Allerdings drohen Engpässe beim Umschlag, die Terminal-Kapazitäten sind begrenzt. Die wurden in den letzten Jahren stark zurückgefahren, nun braucht es wieder Personal«, so Bethe. »Das bekommen Sie aber nur, wenn es auch eine Perspektive gibt. Niemand in den großen Seehäfen stellt langfristig Leute ein, nur weil die deutsche Politik sagt: Wir müssen die Importmengen bis April vorübergehend erhöhen.«

Stromproduktion

Die Bundesregierung will Strom wieder vermehrt aus Kohle produzieren lassen, um in der Energiekrise Gas zu sparen. Seit dem 14. Juli erlaubt eine Verordnung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können. Dies ist aber gebunden an die zurzeit geltende Alarmstufe des Notfallplans Gas und zudem bis zum 30. April kommenden Jahres befristet.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stephan Riezler berichtete, in Verhandlungen mit Terminal-Betreibern seien Vertragslaufzeiten bis 2025 im Gespräch. »Auch der Transport der Kohle zu den deutschen Kraftwerken stellt ein Problem dar, weil diese nicht küstennah liegen. Die meisten stehen an der Ruhr und der Saar, einige noch in Süddeutschland und zwei in Berlin.« Die Kohle lasse sich mit dem Schiff transportieren, wenn die Pegelstände der Flüsse hoch genug seien, oder mit der Bahn - aber auch hier seien die Verhandlungen schwierig. »Die Anbieter müssen investieren, um alte Waggons wieder instand zu setzen. Damit sich das lohnt, brauchen sie mehr Planbarkeit. März 2024 wäre die absolute Untergrenze.«

Ein Transport mit Lastwagen sei keine Alternative, betonte Riezler. »Allein für die Saarkraftwerke müsste dafür alle vier Minuten ein Lkw von Rotterdam abfahren - und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.«

Die Bundesregierung solle die Laufzeit für die Reserve-Verordnung mindestens bis März 2024 verlängern, forderte Riezler. Zudem müsse die Verknüpfung mit der Gasmangellage wegfallen. »Die Marktrückkehr von Steinkohlekraftwerken erfordert bei Kraftwerksbetreibern und Dienstleistern Personalaufbau und Investitionen. Die kurze Laufzeit der Verordnung bis März 2023 bürdet hier Kraftwerksbetreibern und Dienstleistern erhebliche und unnötige Risiken auf.«

Als erstes Steinkohlekraftwerk war Anfang August das Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, aus der Reserve geholt worden. Ende August ging das Kraftwerk Heyden im nordrhein-westfälischen Petershagen an der Grenze zu Niedersachsen wieder ans Netz.

© dpa-infocom, dpa:220915-99-767315/2